17.04.2012 | 06:00 Uhr
POL-BN: Traurige Gewissheit: Gertrud Ulmen ist seit 1996 tot - Bonner Staatsanwaltschaft und Mordkommission ermitteln - Heute Pressekonferenz

Bonn (ots) - Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bonn und des Polizeipräsidiums Bonn


Die seit 16 Jahren vermisste Gertrud Ulmen aus Rheinbach ist tot. Kriminalpolizeiliche Ermittlungen und ein D N A - Abgleich brachten die traurige Gewissheit, dass es sich bei einer am 18. Juli 1996 in einem Waldstück bei Bad Honnef- Rottbitze aufgefundenen Frauenleiche zweifelsfrei um die damals 41-Jährige Frau aus Rheinbach handelt. Auf Grund der Gesamtsituation hatten die Bonner Mordkommission und Staatsanwaltschaft damals wegen des Verdachts eines Tötungsdeliktes ermittelt und versucht, die Identität der Frau zu klären. Mit der nunmehr erfolgten Identifizierung der Leiche haben die Staatsanwaltschaft Bonn und eine Mordkommission der Bonner Polizei die Ermittlungen sofort wieder aufgenommen.

Im Rahmen einer Pressekonferenz werden Oberstaatsanwalt Robin Faßbender und Kriminaldirektor Hans-Willi Kernenbach am Dienstag, dem 17. April 2012, um 15.00 Uhr, über den aktuellen Ermittlungsstand berichten.

Termin:

17.04.2012, 15.00 Uhr Polizeipräsidium Bonn, Großer Besprechungssaal Königswinterer Straße 500 53227 Bonn

Zufahrt zum Parkplatz für Medienvertreter: Landgrabenweg Medienvertreter, die an diesem Pressetermin teilnehmen möchten, bitten wir aus organisatorischen Gründen um eine kurze Rückmeldung an die Pressestelle des Polizeipräsidiums Bonn, Rufnummer 0228 / 15 10 25 (ab 7.30 Uhr) oder pressestelle.bonn@polizei.nrw.de


Polizei Bonn


General-Anzeiger-Bonn vom vom 09.01.2012


Vermisst. Verschollen. Und beinahe vergessenVon Wolfgang Kaes
Region. An einem tristen Märztag verschwindet die Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen spurlos aus ihrem geordneten Leben. Erst jetzt, nach fast 16 Jahren, wird sie zum Fall für die Bonner Kripo.Bild 1 von 3

Gertrud Gabriele Ulmen Foto: privat

Heute wird Trudels Mutter wieder die Kerze vor dem gerahmten Foto der Tochter anzünden und Gott um ein Lebenszeichen bitten. Die Kerze auf der Kommode im Wohnzimmer entzündet die 83-jährige Mutter jeden Tag - seit fast 16 Jahren.

In wenigen Wochen wird Trudel sterben, sollte sie sich nicht bis zum 28. Februar im "Amtsgericht Rheinbach, 1. Stock, Zimmer 207" einfinden. Ihr Tod wird nach Ablauf dieser Frist vom Gericht "in einer geeigneten Tageszeitung" verkündet, so fordert es § 24 Verschollenheitsgesetz (VerschG).

Es wird kein Grab geben, an dem die Angehörigen trauern könnten, weil keine sterblichen Überreste existieren, die zu bestatten wären. Auch die Ankündigung ihres baldigen Todes hatte nach den Buchstaben des Gesetzes, verbunden mit der Aufforderung an die Verschollene, sich binnen Frist in Zimmer 207 im ersten Stock des Rheinbacher Amtsgerichts einzufinden, als amtliche Bekanntmachung in "einer geeigneten Tageszeitung" zu erscheinen, in diesem Fall im Bonner General-Anzeiger, am 15. Dezember 2011, auf Seite 16 der Ausgabe. Acht dürre Zeilen zwischen Zwangsversteigerungen, Verschiedenes und Kinoprogramm. "Gezeichnet: Thiel, Rechtspflegerin".

Sie gilt seit März 1996 als verschollen

Vielleicht wäre es bei den acht Zeilen im Anzeigenteil geblieben, hätte das Schreiben gleich ordnungsgemäß den Weg in die Anzeigenabteilung gefunden und wäre nicht versehentlich zunächst in der Redaktion gelandet.

Telefonische Nachfrage bei der Justiz. "Die am 29. Januar 1955 in Mayen/Eifel geborene und zuletzt in Rheinbach wohnhafte Gertrud Gabriele Ulmen, geborene Lenerz, gilt seit März 1996 als verschollen." Viel mehr kann oder darf oder will Amtsgerichtsdirektor Ulrich Schulte-Bunert dazu nicht sagen.

Das Gericht hat lediglich zu prüfen, ob der Antrag den Buchstaben des Gesetzes entspricht. Des Verschollenheitsgesetzes. Die Antragsteller sind Thomas Lenerz, wohnhaft in Mayen, Bruder der Verschollenen, und Wolfgang Steffens, ebenfalls wohnhaft in Mayen, Ehemann der älteren Schwester der Verschollenen.

März 1996? Niemand in der Redaktion kann sich an eine Fahndung des für Rheinbach zuständigen Bonner Polizeipräsidiums vor 16 Jahren erinnern. Auch das elektronische Archiv, das untrügliche Gedächtnis der Zeitung, spuckt keine einzige Zeile aus. Fahndungsliste des Bundeskriminalamtes? Fehlanzeige. Interpol? Ebenfalls Fehlanzeige. Als hätte Gertrud Gabriele Ulmen nie existiert.

Der Bruder der Verschollenen ist zu einem Treffen in der Eifel bereit, als der fremde Reporter aus Bonn anruft. "Bisher hat sich noch niemand für das Verschwinden meiner Schwester interessiert - nicht einmal die Polizei." Die durch den Anruf frisch genährte Hoffnung, nach so langer Zeit, ist schon durchs Telefon spürbar.

"Sie klang unbeschwert, gut gelaunt, wie immer."

20. März, 21. März, 22. März 1996. Präziser lässt sich der Zeitpunkt von Trudels spurlosem Verschwinden nicht benennen. Ein Mittwoch, ein Donnerstag, ein Freitag. Triste Tage, bleigrauer Himmel, Nieselregen. Temperaturen zwischen sechs Grad am Morgen und 14 Grad am Nachmittag verzeichnen die Archive der Wetterdienste für die Kölner Bucht.

"Am Mittwochnachmittag hatten wir noch telefoniert", erinnert sich Thomas Lenerz, als sei es gestern gewesen. "Sie klang unbeschwert, gut gelaunt, wie immer."

Der Bruder telefonierte oft und regelmäßig mit Trudel. Die Geschwister hatten seit Kindertagen ein enges und liebevolles Verhältnis. "Zwei Tage später, am Freitag, ruft mich Trudels Ehemann an und sagt: 'Die Trudel ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen.' Ich frage: 'Was soll das denn heißen?' Er antwortet, sie habe am Donnerstagmorgen das Haus in Rheinbach verlassen, um mit ihrem Wagen zur Arbeit nach Bad Godesberg zu fahren, sie habe nur ihre Handtasche dabei gehabt. Aber abends sei sie nicht nach Hause gekommen. Da sei er die Strecke abgefahren und habe ihr Auto unversehrt auf einem Parkplatz in der Nähe ihrer Arbeitsstelle vorgefunden. Sie sei aber nicht auf der Arbeit erschienen, und er habe deshalb schon die Polizei eingeschaltet und Vermisstenanzeige erstattet."

Das Verschollenheitsgesetz wurde im Sommer 1939, wenige Wochen vor dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen, von der Nazi-Regierung in Kraft gesetzt und hat bis heute Gültigkeit. In § 1 VerschG heißt es: "Verschollen ist, wessen Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist, ohne dass Nachrichten darüber vorliegen, ob er in dieser Zeit noch gelebt hat oder gestorben ist."

Für tot erklärt werden kann nach diesem Gesetz eine erwachsene Person zehn Jahre nach dem letzten Lebenszeichen (§ 3), über 80-Jährige nach fünf Jahren, verschollene Soldaten ein Jahr nach Kriegsende (§ 3), bei einem Schiffsuntergang Verschollene nach sechs Monaten (§ 5), bei einem Flugzeugabsturz Verschollene nach drei Monaten (§ 6).

Spurlos aus ihrem bisherigen Leben verschwunden

Gertrud Gabriele Ulmen war jedoch nicht Soldatin im Kosovo oder in Afghanistan, sondern Arzthelferin im Neurologischen Rehabilitationszentrum Godeshöhe unterhalb des Bad Godesberger Waldkrankenhauses. Sie war auch nicht an Bord eines gesunkenen Schiffes oder eines abgestürzten Flugzeuges.

Sie war 41 Jahre alt und wohnte gemeinsam mit ihrem Ehemann in einem hübschen, frei stehenden Eigenheim mit Garten am KAB-Ring in Rheinbach, einer von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung gegründeten Siedlung zwischen Kolpingstraße und Sonnenscheinstraße. Sie sammelte Antiquitäten, war Mitglied im örtlichen Tennisclub und ein respektables Mitglied der Rheinbacher Gesellschaft, als sie irgendwann zwischen dem 20. und dem 22. März 1996 spurlos aus ihrem bisherigen Leben verschwand und die Familie in ihrer knapp 50 Kilometer entfernten Geburtsstadt Mayen in eine bis heute währende Schockstarre versetzte.

Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Doch der Heilungsprozess hat nie einsetzen können. Angehörige von Vermissten können nicht trauern. Solange auch nur ein Funken Hoffnung besteht, versagen die üblichen Rituale des Abschiednehmens. Auch deshalb hat sich die Familie Lenerz entschieden, ihre Trudel nun, nach fast 16 Jahren des vergeblichen Wartens und Hoffens, für tot erklären zu lassen.

Um abschließen zu können. "Für die Angehörigen spurlos verschwundener Menschen wird das Leben zur Hölle auf Erden", schrieb Natascha Kampusch 2007, im Jahr nach ihrer erfolgreichen Flucht. Die Österreicherin war 1998 als Zehnjährige entführt und acht Jahre im Keller des Hauses ihres Peinigers gefangen gehalten worden.

Wer war Gertrud Gabriele Ulmen? Spurensuche in der Eifel. Trudel Lenerz wird als mittleres von drei Kindern eines Mayener Eisenbahners und seiner Frau geboren und wächst in der für Bahnarbeiter errichteten Siedlung nahe des Ostbahnhofs auf. Einfache Leute, arbeitsam und bescheiden. Geschwister und Jugendfreunde beschreiben Trudel als fröhlichen und lebensbejahenden Menschen.

"Die beiden waren ein Traumpaar"

Trudel besucht die Realschule. Ehemalige Mitschüler wie Maria Turek schildern sie als "zielstrebig und sehr fleißig". Sie habe stets gute Noten bekommen.

 Nach der Mittleren Reife absolviert Trudel Lenerz eine Ausbildung zur Arzthelferin bei einem niedergelassenen Allgemeinmediziner in Mayen, lernt während dieser Zeit den jungen, attraktiven Mann kennen, der gleich um die Ecke der Praxis wohnt und den sie wenige Jahre später heiratet. Ihr Mann hat bei der Bundeswehr eine Berufsausbildung absolviert

 


vom 28.02.2012


Vor 16 Jahren spurlos verschwundenKein Lebenszeichen von Trudel UlmenVon Wolfgang Kaes
Region. Am Dienstag um Mitternacht lief die Frist ab. Die seit 16 Jahren verschollene Arzthelferin Trudel Ulmen ist der Aufforderung des Rheinbacher Amtsgerichts, sich bis zum 28. Februar "in Zimmer 207, 1. Stock" einzufinden, nicht gefolgt.Bild 1 von 2

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Trudel Ulmen als 27-Jährige 1982 im Skiurlaub. Repro: GA

"Jetzt werden die Antragsteller und die Staatsanwaltschaft angeschrieben", erläutert Richter Philipp Prietze, Pressedezernent des Bonner Landgerichts, das weitere Prozedere. "Ergeht bis Ende März kein Widerspruch, wird Trudel Ulmen für tot erklärt." Die Nachricht ihres offiziellen Todes wird dann an der Gerichtstafel sowie "in einer geeigneten Tageszeitung" als amtliche Bekanntmachung verkündet - so wie es das kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in Kraft gesetzte und bis heute gültige Verschollenheitsgesetz vorschreibt.

Ob Trudel Ulmen noch lebt, ob sie nicht schon am Donnerstag, 21. März 1996, als sie nicht mehr zur Arbeit erschien, ums Leben kam, weiß auch die Bonner Kripo nicht. "Wir schließen nichts aus, wie ermitteln in alle Richtungen", sagt Kriminaldirektor Hans-Willi Kernenbach. Wie kommt es, dass nun, nach 16 Jahren, mit Hochdruck ermittelt wird, während die Vermisstensache damals als erledigt betrachtet wurde? "Auslöser war der Bericht im General-Anzeiger am 9. Januar", sagt Kernenbach. "Denn uns war nicht bekannt, dass die Familie all die Jahre kein Lebenszeichen erhalten hat."

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Lebensstationen
Der Fall Trudel Ulmen bleibt mysteriös
Vermisst. Verschollen. Und beinahe vergessen

Warum der Fall im März 1996 nach nur vier Tagen als aufgeklärt betrachtet wurde, wie intensiv von Freitag bis Montag ermittelt wurde, ob beispielsweise das Auto der Vermissten, ein zwei Jahre alter Opel Kadett E Cabrio, den der Ehemann anschließend für 14.000 Euro an einen Händler verkaufte, zuvor noch von Kriminaltechnikern auf Spuren geprüft worden war, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Die Akte wurde ordnungsgemäß nach fünf Jahren vernichtet.

Eltern und Geschwister warteten vergeblich auf ein Lebenszeichen

Nur die Akten unerledigter Fälle werden 30 Jahre lang aufbewahrt. Vermutlich galt die 41-Jährige aufgrund einer einzigen Zeugenaussage als nicht mehr vermisst: Der damalige Ehemann will am Sonntag, 24. März, einen Anruf von ihr erhalten haben. Sie sei wohlauf, sie habe ihn freiwillig verlassen. Eltern und Geschwister, zu denen sie stets ein enges und harmonisches Verhältnis unterhielt, warteten hingegen vergeblich auf ein Lebenszeichen.

Trudel Ulmen tauchte seither in keinem Einwohnermelderegister auf, und über das Auswärtige Amt konnte die Kripo nun ermitteln, dass sie in den 16 Jahren bei keiner deutschen diplomatischen oder konsularischen Vertretung auf dieser Welt ihren Reisepass oder Personalausweis verlängern ließ. Falls sie noch leben sollte, so lebt sie ohne gültige Identität. Während die Kripo Dutzende Zeugen befragt und vernimmt, ist Trudel Ulmen nun im gesamten Schengen-Raum zur Fahndung ausgeschrieben. Und von ihren Blutsverwandten wurden DNA-Proben genommen.

Für den Vergleich mit den Proben unbekannter Toter werden die Experten des Landeskriminalamts in Düsseldorf aber noch eine Weile benötigen. "Wir haben ja leider keine DNA von der Vermissten selbst", sagt Kriminaldirektor Kernenbach. "Deshalb genügt für den Abgleich kein Tastendruck am Computer. Die Annäherungswerte über die Blutsverwandten müssen manuell mit jedem einzelnen in der Datei registrierten Muster auf ähnliche Genmerkmale geprüft werden. Aber alleine schon in Nordrhein-Westfalen haben wir derzeit 194 unbekannte Tote."

Im Gegensatz zur polizeilichen Vermisstenakte, die vor elf Jahren vernichtet wurde, existiert Trudel Ulmens letzte Personalakte noch. Rolf Radzuweit, Geschäftsführer des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe, konnte sich augenblicklich an die ehemalige Mitarbeiterin erinnern, als er ihr Foto im General-Anzeiger sah - auch wenn in der Bad Godesberger Klinik fast 400 Menschen beschäftigt sind. Aus der Akte ist zu erfahren, dass Trudel Ulmen knapp 15 Monate im Medizinischen Archiv der Klinik an der Waldstraße arbeitete: vom 2. Januar 1995 bis zum 21. März 1996 - dem Tag ihres spurlosen Verschwindens.

Vermerkt ist in der Akte auch, dass am Folgetag, einem Freitag, die Bonner Kripo Kontakt aufnahm und sich beim Arbeitgeber nach der Vermissten erkundigte, aber bereits am Montag, 25. März, der Klinikleitung versicherte, dass Trudel Ulmen ihr Arbeitsverhältnis freiwillig aufgegeben und sich "wahrscheinlich mit einem Liebhaber ins Ausland abgesetzt" habe. Freiwillig bedeutet im arbeitsrechtlichen Sinne mutwillig; da stimmte selbst der Betriebsrat der fristlosen Kündigung zu.

Plötzliches Verschwinden gab Rätsel auf

Helga Lohbauer, bis zu ihrem Ruhestand die Chefsekretärin des Ärztlichen Direktors und somit damals Trudel Ulmens unmittelbare Vorgesetzte, gibt das plötzliche Verschwinden allerdings nach wie vor Rätsel auf: "Auf ihrem Schreibtisch stand auch noch am Tag ihres Verschwindens ein gerahmtes Foto ihres Mannes; außerdem hat sie bei der Arbeit nie private Anrufe erhalten."

Als "merkwürdig" empfand die Vorgesetzte den Auftritt des "äußerst attraktiven" Ehemannes am Abend des 21. März 1996 in der Klinik: Trotz der Versicherung des Personals, dass Trudel Ulmen gar nicht erst zur Arbeit erschienen sei, verlangte er, dass man die Tür zum Medizinischen Archiv aufsperre, weil er sich persönlich davon überzeugen wolle, dass seine Frau nicht bewusstlos hinter ihrem Schreibtisch liege.

An den Donnerstag erinnert sich Helga Lohbauer auch wegen jener Vorgeschichte: "Frau Ulmen war eine Teilzeitkraft. Zu Wochenbeginn kam sie zu mir und fragte, ob sie am Donnerstag ausnahmsweise nachmittags statt vormittags arbeiten könne. Den Wunsch hatte sie noch nie geäußert. Es war aber aus arbeitstechnischer Sicht kein Problem, daher fragte ich auch nicht nach einem Grund." Wie hat sie Trudel Ulmen in Erinnerung? "Angenehm im Umgang, ausgeglichen, zurückhaltend. Sie erledigte ihre Arbeit professionell. Sie war sehr schlank, legte viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres und kleidete sich gern figurbetont."

"Eine Wesensveränderung" beobachtete Inge Henn in den letzten Jahren vor Trudel Ulmens Verschwinden. Nicht nur bei der Wahl der Kleidung. Inge Henn war mit ihr in der Frauengymnastikgruppe des Turnvereins Wormersdorf aktiv. "Zu Beginn war sie das brave Trudelchen." Sportkameradin Gertrud Schneider bewertet das anders: "Sie wurde selbstbewusster. Wir alle hatten jung geheiratet und sind im Lauf der Jahre selbstbewusster geworden." Ursula May erinnert sich noch gut an ihre Freundin, mit der sie über die Gymnastikstunde hinaus Freizeit verbrachte: "Sie war eine Seele von Mensch, immer freundlich, immer hilfsbereit. Wer in Not war, konnte von Trudel das letzte Hemd bekommen."

Eines Tages tauchte ein Mann aus dem Westerwald im Rheinbacher Stadtteil Wormersdorf auf. Anfang der 90er Jahre terrorisierte der Stalker mit hohem Aggressionspotenzial telefonisch und physisch erst Trudel Ulmen, dann die Frauen der Gymnastikgruppe, schließlich das halbe Dorf. Bis vor Gericht ein Annäherungsverbot erwirkt werden konnte. Damals war Stalking noch kein eigener Tatbestand im Strafgesetzbuch. "Diese Zeit war die Hölle für alle", erinnern sich Inge Henn und Ursula May. "Da gab es bei uns Anrufe wie: Ich weiß, wo deine Kinder zur Schule gehen."

1997, im Jahr nach Trudel Ulmens Verschwinden, wurde die kinderlose Ehe geschieden - in Abwesenheit der "unbekannt Verzogenen". Der Antrag ging Oktober 1996 beim Amtsgericht Rheinbach ein.

 


vom 31.03.2012



Vermisste Trudel Ulmen"Dieser Fall stinkt zum Himmel"Von Wolfgang Kaes
Rheinbach/Bonn. Forensiker Mark Benecke geht von einem Verbrechen aus. Die verschwundene Rheinbacherin Trudel Ulmen wurde am Freitag offiziell für tot erklärt. Seit 16 Jahren spurlos verschwunden: die Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen. Das Foto zeigt sie 1988 bei der Hochzeit ihres zehn Jahre jüngeren Bruders Thomas Lenerz. Foto: ga

Nun ist es amtlich: Die Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen ist am 31. Dezember 2001 gestorben. Nach dem Gesetz, auf dem Papier. Das hindert Liesel Lenerz nicht daran, wie an jedem Tag seit 16 Jahren eine Kerze vor dem gerahmten Foto ihrer verschollenen Tochter anzuzünden und Gott um ein Zeichen zu bitten.

Für die 83-jährige Witwe ist die Kerze ein Symbol der Hoffnung, eines Tages doch noch zu erfahren, was mit ihrer geliebten Tochter geschehen ist. Gestern hat das Amtsgericht Rheinbach die Arzthelferin Trudel Ulmen, 1955 als Gertrud Gabriele Lenerz im Eifelstädtchen Mayen geboren, offiziell für tot erklärt.

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Mark Benecke
Kein Lebenszeichen von Trudel Ulmen
Der Fall Trudel Ulmen bleibt mysteriös
Vermisst. Verschollen. Und beinahe vergessen

Es wird kein Grab geben, an dem die Angehörigen trauern könnten. Weil keine sterblichen Überreste existieren, die zu bestatten wären. Denn seit ihrem mysteriösen Verschwinden am 21. März 1996 fehlt jede Spur von der Frau, die vor zwei Monaten 57 Jahre alt geworden wäre.

Nachdem die Verschollene der im vergangenen Dezember per amtlicher Bekanntmachung kommunizierten Aufforderung, sich binnen zwölfwöchiger Frist "im Amtsgericht Rheinbach, 1. Stock, Zimmer 207" einzufinden, nicht gefolgt ist, wurde ihr Sterbedatum am Freitag per richterlichem Beschluss auf den 31. Dezember 2001 festgelegt. So verlangt es Paragraf 9, Absatz 3 des Verschollenheitsgesetzes: Das Datum ist der letzte Tag des fünften Jahres nach dem letzten Lebenszeichen.

Zuvor hatte das Amtsgericht sowohl der Bonner Staatsanwaltschaft als auch den Antragstellern in Mayen (Thomas Lenerz, der jüngere Bruder der Verschollenen, sowie Wolfgang Steffens, Ehemann von Trudel Ulmens älterer Schwester Lore) mit vierwöchiger Frist Gelegenheit gegeben, Widerspruch einzulegen. Von diesem Recht wurde aber kein Gebrauch gemacht. Thomas Lenerz: "Wir wollen abschließen, uns von ihr verabschieden können. Wir glauben nämlich nicht, dass unsere Trudel noch lebt. Wir glauben heute vielmehr, dass sie schon 1996 ums Leben gekommen ist." Psychologen wissen, dass Angehörige von Vermissten nicht einmal trauern können, solange Ungewissheit herrscht.

Nur Volljuristen werden hingegen nachvollziehen können, was dem juristischen Laien als reichlich unlogisch anmutet: Die Bonner Staatsanwaltschaft hat keine Einwände gegen die amtliche Todeserklärung, sieht andererseits aber keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen, dem die Rheinbacher Arzthelferin zum Opfer gefallen sein könnte. Weil die Bonner Polizei bislang keinen Anhaltspunkt finden konnte. "Die Kollegen arbeiten natürlich weiter an der Vermisstensache", versichert Harry Kolbe, Sprecher des Polizeipräsidiums. Mehr war über den aktuellen Stand der Ermittlungen jedoch nicht zu erfahren.

Ehemann will Anruf erhalten haben

Eine Vermisstensache ist Trudel Ulmen erst wieder, seit der General-Anzeiger im Dezember 2011 durch die amtliche Bekanntmachung des Gerichts zufällig vom mysteriösen Verschwinden der Rheinbacher Arzthelferin erfuhr. Zuvor existierte der Fall 16 Jahre lang nicht mehr, nachdem im März 1996 nur wenige Tage ermittelt worden war.

Am 21. März, ein kalter, grauer Donnerstag, erschien Trudel Ulmen nicht an ihrem Arbeitsplatz in der Neurologischen Reha-Klinik in Bad Godesberg. Es scheint wohl so gewesen zu sein, dass die 41-Jährige nur vier Tage später aufgrund einer einzigen Zeugenaussage als nicht mehr vermisst galt: Der damalige Ehemann will am Sonntag, 24. März, einen Anruf von ihr erhalten haben. Sie sei wohlauf, sie habe ihn freiwillig verlassen, sie befinde sich mit jemandem im Ausland, sie sei finanziell abgesichert.

Wörtlich: "Sie bedankte sich für die letzten Ehejahre und entschuldigte sich für die letzten drei Tage." Eltern und Geschwister, zu denen Trudel Ulmen stets ein enges, harmonisches Verhältnis unterhielt, warteten hingegen bislang vergeblich auf ein Lebenszeichen. Die Akte des aus Sicht der Polizei damit "aufgeklärten Falls" wurde geschlossen und fünf Jahre später ordnungsgemäß vernichtet.

Die angebliche Danksagung per Telefon wie auch die angebliche Entschuldigung klingt in den Ohren des renommierten Kölner Forensikers Mark Benecke "völlig verrückt". Benecke: "Dass ein polizeilich unbescholtener Mensch, also kein Berufskrimineller, freiwillig aus seinem Leben verschwinden kann, ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen, das gibt es nur in schlechten Romanen. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen Fall."

Die Dienste des erfahrenen und erfolgreichen Forensikers werden gewöhnlich von Ermittlungsbehörden in Anspruch genommen. Im Fall Trudel Ulmen beauftragte ihn allerdings nicht die Bonner Kripo, sondern der Fernsehsender RTL für einen neunminütigen TV-Bericht. Benecke hat deshalb die Schauplätze jener Märztage aufgesucht, ferner die Familie Lenerz in Mayen interviewt und die Berichte im General-Anzeiger sorgsam studiert.

"Suizid halte ich angesichts der gegebenen Umstände für eher unwahrscheinlich - sofern es überhaupt stimmt, dass sie selbst mit ihrem Auto vom Rheinbacher Wohnhaus zum Arbeitgeber nach Bad Godesberg gefahren ist und es dort abgestellt hat. Das Auto könnte übrigens mit etwas Glück sogar heute noch brauchbare Spuren liefern - falls man es findet und es nicht inzwischen in der Schrottpresse gelandet ist." Im Gespräch mit dem General-Anzeiger überrascht Benecke mit einem deutlichen Fazit: "Dass Trudel Ulmen ein neues Leben angefangen hat, scheint mir eine falsche Grundannahme zu sein. Dieser Fall stinkt zum Himmel. Er ist einer dieser gar nicht so seltenen, im Anfangsstadium vollkommen vermurksten und deshalb so tragischen Fälle, die durch falsche Grundannahmen entstehen."

Mysteriöse "gute Freundin"

Dennoch hält Benecke ihn keineswegs für hoffnungslos: "Dieser Fall ist auch nach 16 Jahren noch lösbar, wenn mit genügend Personaleinsatz und großer Energie ermittelt werden kann." Der Forensiker empfiehlt der Bonner Kripo jedoch dringend, die Vermisstensache den Kollegen der Operativen Fall-Analyse (OFA) beim Landeskriminalamt in Düsseldorf vorzustellen. "Profiler" ist deren weniger behördlich klingende und der Öffentlichkeit bekanntere Berufsbezeichnung.

Benecke: "Ich denke, dass die Personen, die wissen, was vor 16 Jahren mit Trudel Ulmen geschehen ist, inzwischen schwer ins Schwitzen kommen."

Eine Person, die etwas wissen könnte, ist eine Frau, die im März 1996 in der Nachbarstadt Meckenheim wohnte. Bei der Zeugenvernehmung gab der damalige Ehemann Trudel Ulmens jetzt an, diese Frau habe ihn vor 16 Jahren, am Freitag, 22. März 1996, ins Bonner Polizeipräsidium begleitet, um Vermisstenanzeige zu stellen. Die Frau bestätigt diese Aussage. Die Polizei selbst hat allerdings keine Erinnerung an diesen Tag. Die Frau wird als "gute Freundin" der Vermissten dargestellt.

Seltsam ist nur: Keine der Freundinnen Trudel Ulmens, mit denen der General-Anzeiger bislang im Lauf der Recherchen gesprochen hat, kann sich an eine "gute Freundin" dieses Namens erinnern. Tatsächlich aber existiert diese Frau: Sie wurde 1966 in einer Kleinstadt in der Lausitz unmittelbar an der polnischen Grenze geboren und war erst 29 Jahre alt, als die damals 41-jährige Arzthelferin spurlos verschwand.

Kurze Zeit nach dem Verschwinden meldete sie sich im Einwohnermeldeamt der Stadt Meckenheim ab und zog in ein kleines Dorf im südlichen Westerwald.

 


Beitrag v. 17.04.2012 Generalanzeiger


Trudel UlmenTraurige Gewissheit nach 16 JahrenVon Wolfgang Kaes
MAYEN/bonn. Die vermisste Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen ist 1996 einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.Bild 1 von 5

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Trudel Ulmen als 27-Jährige 1982 im Skiurlaub. Repro: GA

Thomas Lenerz ringt um Fassung. Er kämpft gegen die Tränen, während ihn seine neben ihm auf dem Sofa sitzende Frau liebevoll im Arm hält. Der 46-Jährige hat soeben erfahren, dass seine geliebte Schwester Trudel vor 16 Jahren einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Jemand, wer auch immer, hat das Leben der damals 41-Jährigen mit Gewalt beendet. Drei Mitglieder der Bonner Kripo, darunter ein eigens für solche Momente psychologisch geschulter Kollege, sind am Montagmittag in die rheinland-pfälzische Eifelstadt Mayen gereist, um Thomas Lenerz die traurige Botschaft persönlich zu übermitteln.

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"Dieser Fall stinkt zum Himmel"
Kein Lebenszeichen von Trudel Ulmen
Vermisst. Verschollen. Und beinahe vergessen

Anschließend wurden die ältere, kranke Schwester Lore sowie die 84-jährige Mutter informiert. "Ich bin jetzt nur froh, dass die lange Zeit der quälenden Ungewissheit ein Ende hat", sagt der Bruder. "Und dafür bin ich dem General-Anzeiger und der Bonner Kripo unendlich dankbar."

Dass seine Schwester noch am Leben sein könnte, daran glaubte Thomas Lenerz schon lange nicht mehr. Auch wenn seine Mutter 16 Jahre lang täglich eine Kerze für Trudel anzündete. Auch die Gerüchte, die nach Trudel Ulmens spurlosem Verschwinden am 21. März 1996 in ihrem Wohnort Rheinbach kursierten, hat er nie glauben wollen. Sie sei mit einem reichen Geschäftsmann ins Ausland durchgebrannt, hieß es. Und wie das mit Gerüchten so ist: Oft genug erzählt, werden sie schließlich zur Wahrheit.

Nachdem der General-Anzeiger erstmals am 9. Januar 2012 über den mysteriösen Fall berichtet hatte, nahm die Bonner Polizei die Ermittlungen wieder auf und stellte bald fest, dass Trudel Ulmens Papiere in den vergangenen 16 Jahren weltweit bei keiner einzigen diplomatischen oder konsularischen Vertretung Deutschlands verlängert worden waren. Mehr als 30 Zeugen aus dem privaten und beruflichen Umfeld wurden seither befragt oder vernommen.

Aber erst ein DNA-Abgleich mit der bundesweiten Datei unbekannter Toter brachte nun Gewissheit: Der genetische Fingerabdruck der Rheinbacher Arzthelferin ist identisch mit jenem einer bislang unbekannten weiblichen Leiche, die ein Radfahrer am 18. Juli 1996 in einem Waldstück an der Landesstraße 247 zwischen den Bad Honnefer Ortsteilen Rottbitze und Stockhausen zufällig entdeckt hatte, ganz in der Nähe der Autobahn 3, Abfahrt Bad Honnef/Linz.

Die halb vergrabene Leiche war zu diesem Zeitpunkt bereits stark verwest. Also ist nicht auszuschließen, dass Trudel Ulmen schon in jenen Märztagen 1996 ums Leben gekommen ist.

Nach dem Auffinden der Leiche konzentrierten sich die Ermittlungen der Bonner Kripo auf die Kleidung. Die Tote trug lediglich eine langärmlige, dunkle Bluse mit großen, hellen Punkten sowie eine orangerote Jogginghose. Beim Hersteller der Hose in Norditalien war zu erfahren, dass sie zu einer seltenen Kollektion von Unikaten gehörte, die in der Saison 1992/93 weltweit nur in 27 Exemplaren gefertigt worden war.

Weitere Ermittlungen ergaben, dass davon drei Exemplare den Weg in eine Bad Godesberger Boutique gefunden hatten und dort Mitte 1995 auch verkauft wurden - eine davon in der Kleidergröße des im Aegidienberger Wald gefundenen Exemplars. Zu jener Zeit - vom 2. Januar 1995 bis zum Tag ihres Verschwindens am 21. März 1996 - arbeitete Trudel Ulmen nicht weit entfernt als Halbtagskraft im Medizinischen Archiv der Reha-Klinik Godeshöhe an der Waldstraße.

Doch Hinweise auf die Identität der unbekannten Toten brachte auch die Gewissheit um die Herkunft der Jogginghose damals nicht - ebenso wenig wie das Einschalten der bundesweiten Medien, die Präsentation des Bad Honnefer Falls in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im Jahr 1996 oder die Amtshilfe des FBI: Washingtoner Experten der amerikanischen Bundespolizei hatten den Schädel vermessen und so das Gesicht der Unbekannten rekonstruiert. Die Ähnlichkeit zu Trudel Ulmen ist allerdings aus heutiger Sicht nicht gerade frappierend. Die umfangreichen Ermittlungen der damaligen Mordkommission führten zu keinem Ergebnis, sämtliche verfolgten Spuren verliefen schließlich im Sande. Zu diesem Zeitpunkt war der Vermisstenfall Trudel Ulmen bereits seit Monaten kein Fall mehr und zu den Akten gelegt.

Insgesamt war - aus heutiger Sicht - nur vier Tage lang ermittelt worden, und dazwischen lag ein Wochenende. Der 21. März 1996 war ein Donnerstag. Da erschien Trudel Ulmen überraschend nicht zur Arbeit. Am Freitag, 22. März, nahm die Polizei Kontakt zu der Reha-Klinik auf. Das ist in der dort noch existierenden Personalakte vermerkt. Am Montag, 25. März, teilte die Polizei jedoch dem Arbeitgeber schon mit, dass Trudel Ulmen freiwillig ins Ausland verschwunden sei. Daraufhin wurde die sofortige Kündigung ausgesprochen, der sogar der Betriebsrat zustimmte.

Die Kripo stützte sich damals ohne Argwohn auf die Aussage des damaligen Ehemanns: Der will am Sonntag, 24. März, einen Anruf seiner Frau erhalten haben: Sie sei wohlauf, sie habe ihn freiwillig verlassen, sie befinde sich mit einem Liebhaber im Ausland, sie sei finanziell abgesichert. Wörtlich: "Sie bedankte sich für die letzten Ehejahre und entschuldigte sich für die letzten drei Tage."

Das wörtliche Zitat ist so auch in dem bereits im Oktober 1996 vom Ehemann eingereichten Scheidungsantrag wiedergegeben. Eltern und Geschwister, zu denen Trudel Ulmen stets ein enges und harmonisches Verhältnis unterhielt, warteten hingegen stets vergeblich auf ein Lebenszeichen. "Ihren über alles geliebten Vater, der damals schon unter einem Gehirntumor litt und todkrank war, hätte die Trudel doch niemals im Stich gelassen", versichert ihr Bruder Thomas Lenerz.

Nach Abschluss aller kriminalistischen und rechtsmedizinischen Untersuchungen wurde die "unbekannte Tote" erst im Jahre 1999 in Bad Honnef in einem sogenannten Kammergrab bestattet. Die Familie Lenerz will Trudel Ulmen nun nach Mayen überführen und in ihrer Heimatstadt bestatten lassen.

Derweil konzentrieren sich die Ermittlungen der Bonner Mordkommission auf den noch unbekannten Täter, der Trudel Ulmens Leben ausgelöscht hat.

Chronologie des Falls Trudel Ulmen

29. Januar 1955: Gertrud Gabriele Lenerz wird in Mayen geboren und wächst in der Kleinstadt in der Eifel als mittleres von drei Kindern eines Lokführers auf. Nach sehr gutem Realschulabschluss absolviert sie eine Ausbildung zur Arzthelferin.

9. Juli 1976: Vor dem Standesamt in Mayen heiratet Trudel Lenerz ihren langjährigen, gleichaltrigen Jugendfreund und nimmt dessen Nachnamen Ulmen an. Ihr Mann hat zuvor als Zeitsoldat eine Ausbildung zum staatlich geprüften Masseur und medizinischen Bademeister beim Bundeswehr-Zentralkrankenhaus in Koblenz absolviert. Das Paar zieht nach Rheinbach, als sich dort eine gemeinsame berufliche Perspektive ergibt: die Übernahme des Martinsbads. Trudel Ulmen kümmert sich um Büro und Buchführung, ihr Mann um die therapeutischen Anwendungen.

Dezember 1979: Das Ehepaar kauft und bezieht ein Einfamilienhaus am Rheinbacher KAB-Ring.

2. Januar 1995: Trudel Ulmen tritt eine Stelle als Halbtagskraft im Medizinischen Archiv des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe an der Waldstraße in Bad Godesberg an. Das Martinsbad hat das Paar in der ersten Hälfte der 90er Jahre aufgegeben.

21. März 1996: Trudel Ulmen erscheint zur Überraschung ihrer Vorgesetzten nicht an ihrem Arbeitsplatz in Bad Godesberg. Seither gilt sie als verschollen.

 


18. Juli 1996: In einem Waldstück zwischen den Bad Honnefer Ortschaften Rottbitze und Stockhausen nahe der A3 findet ein Radfahrer die schon stark verweste Leiche einer Frau. Ihre Identität kann trotz umfangreicher Ermittlungen der Polizei nicht festgestellt werden.

Oktober 1996: Trudel Ulmens Mann reicht beim Amtsgericht Rheinbach die Scheidung ein. Im Folgejahr wird die Ehe in Abwesenheit der Frau geschieden. Sie gilt nun als "unbekannt verzogen".

15. Dezember 2011: Im General-Anzeiger erscheint eine Bekanntmachung des Amtsgerichts Rheinbach. Darin wird Trudel Ulmen aufgefordert, sich bis zum 28. Februar 2012 in Zimmer 207 des Amtsgerichts einzufinden, weil sie sonst für tot erklärt wird.

9. Januar 2012: Im General-Anzeiger erscheint der erste von mehreren redaktionellen Berichten über den mysteriösen Rheinbacher Fall aus Anlass der amtlichen Bekanntmachung des Gerichts. Daraufhin nimmt die Bonner Kriminalpolizei nach 16-jähriger Pause die Ermittlungen wieder auf.

16. April 2012: Drei Mitglieder der Bonner Kripo reisen nach Mayen, um die Familie Lenerz über das 1996 begangene Gewaltverbrechen an Trudel Ulmen zu informieren.

Artikel vom 17.04.2012
Generalanzeiger


Hier sind auch Fotos von ihr:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/lok ... 38824.html


Das Video vom 02.02.2012

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... udel-Ulmen

 


16 Jahre zurückliegender Mordfall geklärt
Damaliger Ehemann von Trudel Ulmen legt Geständnis ab


Bonn.
Recherchen des Bonner General-Anzeigers haben zur Aufklärung eines lange zurückliegenden Mordes geführt. Dabei geht es um die vor 16 Jahren verschwundene Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen. Wie sich jetzt erst herausstellte, soll der damalige Ehemann Ulmens seine Frau nach einem Streit erstickt, die Leiche in sein Auto geladen und in einem Wald in Bad Honnef notdürftig verscharrt haben.


Die Polizei hatte die Suche nach der Vermissten damals nach nur vier Tagen eingestellt, nachdem der Ehemann angeblich behauptet hatte, seine Frau habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, sie habe sich mit einem Liebhaber ins Ausland abgesetzt. Selbst als die inzwischen nicht mehr identifizierbare Leiche der Frau nur vier Monate nach der Tat entdeckt wurde, stellte die Polizei keinen Zusammenhang zum Vermisstenfall Ulmen her.

Anfang dieses Jahres startete der General-Anzeiger schließlich umfangreiche Recherchen, nachdem in der Zeitung eine Bekanntmachung des Amtsgerichts Rheinbach erschienen war. Darin wurde Trudel Ulmen aufgefordert, sich zu melden, da sie andernfalls für tot erklärt würde

Erst nach Erscheinen eines umfangreichen Berichtes der Zeitungsredaktion nahm die Bonner Kriminalpolizei nach 16-jähriger Pause die Ermittlungen wieder auf. Am Montag stellte sich nach einem DNA-Abgleich heraus, dass es sich bei der im Wald gefundenen Leiche um Ulmen handelt. In der Nacht zu Dienstag legte der damalige Ehemann Ulmens nach Informationen des General-Anzeigers schließlich ein Geständnis ab.

Artikel vom 17.04.2012

Generalanzeiger

 


http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828381,00.html

 


 

Fall Trudel Ulmen

"Ich hätte das nicht machen dürfen"

BONN.  Vor dem Bonner Landgericht hat im Fall Trudel Ulmen heute um 9 Uhr der Prozess gegen einen 57-jährigen Mann begonnen, der gestanden hat, seine Frau vor 16 Jahren getötet zu haben. Der Angeklagte räumte auch vor Gericht bereits am ersten Verhandlungstag die Tat ein. Erst durch Recherchen des Bonner General-Anzeigers waren die Ermittlungen Anfang dieses Jahres wieder aufgenommen und der Fall letztlich aufgeklärt worden.

Der wegen Totschlags Angeklagte (r.) sitzt am Montag (19.11.12) im Landgericht in Bonn zum Prozessbeginn neben seinem Anwalt Martin Kretschmer auf der Anklagebank. Foto: ap

"Ich hatte die Kontrolle über mich verloren", sagte der 57 Jahre alte Angeklagte aus Rheinbach am Montag vor dem Bonner Schwurgericht. Vor 16 Jahren hatte er seine Ehefrau mit einem Kissen erstickt und anschließend in einem Wald bei Honnef verscharrt. Ursprünglich stammte die Frau aus dem rheinland-pfälzischen Mayen, gemeinsam mit ihrem Mann zog sie nach Nordrhein-Westfalen.

Als ihre Familie sie für tot erklären lassen wollte, wurde der längst zu den Akten gelegte Fall nach Recherchen des General-Anzeigers erneut aufgerollt. Wenige Wochen später war er gelöst. Der damalige Ehemann legte bei der Vernehmung ein Geständnis ab, das er am Montag vor dem Landgericht wiederholte. Nun droht ihm eine Verurteilung wegen Totschlags.

Im Schlafzimmer habe es an jenem 20. März 1996 einen handfesten Streit gegeben, bei dem sie sich beide alte Liebschaften vorgeworfen hätten, sagte der Angeklagte. Damals habe er nur gewollt, dass seine Frau aufhöre zu schreien und um sich zu schlagen. "Als es unter dem Kissen ruhig geworden ist und ich es wegnahm, war sie bereits tot."

Anschließend habe er die Leiche in zwei Mülltüten gewickelt, sie in einen Teppich gerollt und seine tote Frau im Kofferraum auf die andere Rheinseite zu einem Wald in Bad Honnef gefahren und verscharrt. Dann habe er die 41-Jährige als vermisst gemeldet.

Auch als vier Monate später im Juli 1996 die stark verweste Leiche der Frau gefunden wurde, belog der Mann die Beamten - und die vertrauten ihm. Seine Frau trage eine andere Konfektionsgröße, auch habe sie bessere Zähne. Einen Zahnarzt konnte oder wollte er allerdings nicht benennen.

Der Angeklagte habe nach dem Geschehen versucht, eine normale biedere Fassade aufzubauen, sagte sein Verteidiger zum Prozessauftakt. Er habe weiter als Physiotherapeut gearbeitet, nach der Tat noch zwei Mal geheiratet, zwei Kinder bekommen. Mit dem, was am 20. März 1996 geschah, sei er dennoch nie fertig geworden. "Es hat in ihm immer weitergebrodelt."

Weitere Informationen zu Trudel Ulmen finden Sie im GA-Spezial.


 

Tag zwei im Trudel-Ulmen-Prozess

Ein qualvoller Tod

BONN/RHEINBACH.  Trudel Ulmen muss einen langsamen, qualvollen Tod gestorben sein. Am zweiten Tag im Prozess gegen den Ehemann der vor 16 Jahren angeblich verschwundenen und in Wahrheit von ihm getöteten Frau schildert der Bonner Rechtsmediziner, Professor Burkhard Madea, dem Bonner Schwurgericht, wie lange es dauert, einen Menschen mit dem Kissen zu ersticken.

So sieht es heute in der Nähe des Fundortes bei Rottbitze aus. Dort hatte ein Radfahrer vor 16 Jahren die Leiche von Trudel Ulmen entdeckt. Foto: Frank Homann

Und er erklärt: Hört man auf, sobald das Opfer ohnmächtig ist, setzt die Atmung meistens spontan wieder ein. Der 57-jährige Angeklagte hört ihm aufmerksam zu, er hatte am ersten Prozesstag geschildert, er habe seine vor Wut tobende Frau am 20. März 1996 nicht töten, sondern nur ruhigstellen wollen, um mit ihr zu reden.

Warum sie so getobt haben soll, konnte er indes nicht nachvollziehbar erklären. Völlig fertig sei er gewesen, als er ihre "leeren offenen Augen gesehen" habe und ihm sein Tun klar geworden sei. Dennoch hatte er sofort begonnen, die Tat zu vertuschen: Er verpackte die Tote in blaue Plastiksäcke und fuhr sie mit dem Auto in ein Waldstück bei Rottbitze, wo er sie vergrub. Dann brachte er ihr Auto zu ihrem Arbeitsplatz an der Rehaklinik Bad Godesberg und ging zur Arbeit. Abends rief er die angeblich beste Freundin seiner Frau an und erstattete mit ihr bei der Polizei Vermisstenanzeige.

Am 18. Juli 1996 fand ein Radfahrer die Tote. Dass es Trudel Ulmens Leiche war, ahnte niemand, denn nur vier Tag nach deren angeblichem Verschwinden hatte der Angeklagte der Polizei, Angehörigen und Freunden erklärt, Trudel habe angerufen, sich entschuldigt und gesagt, sie sei mit einem portugiesischen Geschäftsmann ins Ausland gegangen. Bei der Polizei gab es keinen Vermisstenfall mehr.

Wie und wo die vermeintlich unbekannte Tote damals gefunden wurde, schildert der Kriminalbeamte Michael Brück. Und es wird klar: Der Angeklagte muss sie ein ganzes Stück getragen haben, bevor er sie vergrub. "Nur 40 bis 50 Meter", erklärt der nun. "Na, ja, das ist ja doch ein ganzes Stück", kommentiert Schwurgerichtsvorsitzender Josef Janßen. 300 Spuren, so der Polizist, habe man damals verfolgt, keine Spur habe was gebracht.

"Aber die Spur 24", so Richter Janßen, "die wäre es gewesen." Spur 24 war der Hinweis eines Arbeitskollegen von Trudel Ulmen, der die Polizei auf einen möglichen Zusammenhang hinwies. Doch die gab sich damals mit der Auskunft des Angeklagten zufrieden, die an der unbekannten Toten gefundene Kleidung gehöre nicht seiner Frau. Und auch das Zahnbild passe nicht.

Mit bewundernswerter Fassung folgt Trudel Ulmens Bruder Thomas Lenerz den schwer erträglichen Schilderungen von Rechtsmediziner und Polizist. Und er hört aufmerksam zu, als die damals als einzige vom Angeklagten herbeigerufene Freundin als Zeugin aussagt. Die 46-Jährige, eine Kollegin aus Trudel Ulmens kurzer Zeit als Mitarbeiterin im Arbeitsamt, blickt immer wieder zum Angeklagten hin. Der lässt sie nicht aus den Augen, als sie berichtet, wie Trudel eine enge Freundin geworden sei, mit der sie viel unternommen habe.

Sie schildert Trudels Ehe mit dem Angeklagten als "toll". Über Eheprobleme habe Trudel nichts berichtet. Nur einmal habe sie gesagt: "Über Treue braucht mir niemand was zu erzählen." Sie habe nie nachgefragt, so die Zeugin. Nach Trudels Verschwinden habe sie eine Zeit lang mehr Kontakt zum Angeklagten gehabt. Bis seine zweite Frau diesen Kontakt nicht mehr gewollt habe. Diese Frau, die er schon vor Trudels Tod gekannt habe, sei bald bei ihm eingezogen. Erst vor sechs Jahren, seit seiner dritten Ehe, habe sie mit ihm wieder mehr Kontakt.

Sie habe ihm damals geglaubt. Und auch nicht nachgefragt, als er gesagt habe, das Kind, dass Trudel Anfang 1996 durch eine Fehlgeburt verloren habe, könne nicht von ihm gewesen sein. Laut DNA-Abgleich war es sehr wohl sein Kind. Dass der Angeklagte der Zeugin vier bis sechs Wochen nach Trudels angeblichem Verschwinden deren Nerzmantel und andere Kleider schenkte, bestätigt sie auf die Frage des Richters.

Ob sie ihn nicht gefragt habe, warum er so sicher sei, dass Trudel nicht wiederkomme, fragt der Richter. Sie habe gar nichts hinterfragt, erklärt sie. Und sagt: "Ich habe den Pelzmantel behalten für den Fall, dass Trudel wiederkommt." Wieder geht ihr Blick zum Angeklagten. Dass sie als angeblich beste Freundin so wenig nachfragte, irritiert nicht nur Trudel Ulmens Bruder.

Auch der nächsten Zeugin, einer Nachbarin, machte der Angeklagte klar, dass er die Vaterschaft von Trudels Kind bezweifle. "Er hat nach der Tat mit Schmutz nach ihr geworfen", sagt die 48-Jährige. Sie bestätigt, dass die zweite Frau, die sie schon vor Trudel Ulmens Tod mit dem Angeklagten Karneval zusammen gesehen habe, schnell im Haus gewesen sei. Als die Zeugin, der es gesundheitlich nicht gut geht, den Saal verlassen will, bricht sie ohnmächtig zusammen. Die Zuschauer sind geschockt. Ein Rettungswagen holt sie ab. Nächste Woche werden weitere Zeugen aus dem Lebensumfeld von Trudel Ulmen und ihrem Mann gehört.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/themen/fall-trudel-ulmen/Ein-qualvoller-Tod-article910850.html


 

Dritter Prozesstag im Fall Trudel Ulmen

Angeklagter schmuggelte Post aus JVA

BONN.  Im Prozess gegen den Ehemann der vor 16 Jahren getöteten Trudel Ulmen wartete dessen dritte Ehefrau am Montag mit einer Überraschung auf: Sie präsentierte dem Bonner Schwurgericht einen Brief, den der Angeklagte ihr aus dem Gefängnis geschickt hatte, an der Postkontrolle vorbei.

Thomas Lenerz, der Bruder des Opfers, als Nebenkläger mit seiner Anwältin Gudrun Roth. Foto: Max Malsch

Der Angeklagte gab zu, dass er eine Reihe von Briefen durch Mithäftlinge aus der Haft herausgeschmuggelt habe. Der an den bisherigen Verhandlungstagen so gefasste Bruder des Opfers, der als Nebenkläger am Prozess teilnimmt, brach am Montag im Zeugenstand weinend zusammen, als er schilderte, wie sehr er unter der Tat leiden. Er werde die Bilder seiner vergeblich um ihr Leben kämpfenden Schwester nicht los, sagte er.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/themen/fall-trudel-ulmen/Angeklagter-schmuggelte-Post-aus-JVA-article914041.html

 


 

 

Fall Trudel Ulmen

Dritter Prozesstag - Das Lügennetz reißt immer mehr

BONN/RHEINBACH.  Plötzlich bricht seine Stimme, er kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, als er über die Bilder spricht, die ihn verfolgen: "Das Schlimmste ist zu wissen, wie qualvoll Trudel gestorben ist, wie lange sie gegen den Erstickungstod gekämpft hat, wie ihre Beine gezuckt haben und wie sie sich gewehrt hat, als er ihr das Kissen aufs Gesicht drückte, bis sie tot war."
 

Zwei Prozesstage lang saß Trudel Ulmens Bruder als Nebenkläger gefasst dem Mann gegenüber, der am 20. März 1996 seine Schwester tötete. Doch an diesem dritten Tag im Zeugenstand brechen bei ihm alle Dämme: Thomas Lenerz weint und schluchzt so verzweifelt, dass Kammervorsitzender Josef Janßen die Sitzung unterbricht, bis der Zeuge sich wieder gefasst hat.

Die Zuschauer müssen den Saal verlassen. Auch die 14-jährige Tochter des Angeklagten aus zweiter Ehe geht weinend hinaus. Wie weit der frühere Schwager mit seinen Lügengeschichten von Trudels angeblichem Verschwinden mit einem Liebhaber ins Ausland ging, macht Thomas Lenerz mit Hilfe einer Karte deutlich.

Diese Trauerkarte schrieb der Angeklagte 2003 an Trudels Mutter nach dem Tod von Trudels Vater: "Von jemandem, der euch nie vergessen wird trotz aller Dinge, die vorgefallen sind", heißt es dort. Thomas Lenerz ist fassungslos darüber, wie der Angeklagte sich selbst in dieser Situation noch als Trudels Opfer darstellte und der Mutter ein schlechtes Gewissen machte, wie er sagt. "Dabei hatte er die Trudel getötet."

Das Bild, das der 57-Jährige Angeklagte am ersten Prozesstag von sich selbst zeichnete - als besonnenen und ruhigen Mann, der nur und erst untreu wurde, weil Trudel ihn betrogen hatte, und der sie nur tötete, weil sie ihn so gewalttätig attackiert habe - gerät am gestrigen Verhandlungstag entschieden ins Wanken. Und das Lügennetz, mit dem er sein Lebensumfeld einwickelte, reißt immer mehr.

Wie sehr er damit auch Trudels Familie manipulierte und verletzte, schildert Thomas Lenerz: Weil der Angeklagte der Mutter klar gemacht habe, dass Trudels Affären rauskämen, wenn die Familie weiter nach ihrem Verbleib forsche, habe die streng katholische Mutter ihm und der älteren Schwester weiteres Bohren untersagt. Und: Der Angeklagte habe der Familie weisgemacht, die Polizei forsche weiter nach Trudel. "Hätten wir gewusst, dass die längst die Akte zugemacht hatte, hätte ich viel mehr unternommen."

Trotzdem hätten er und seine Schwester immer wieder bei der Polizei in Bonn nachgefragt, jeden Montag habe die Schwester dort angerufen und immer nur gehört, es gebe nichts Neues, außerdem sei Trudel erwachsen, sie könne machen, was sie wolle. Seine älteste Schwester sei mittlerweile sehr krank und wie er selbst in Therapie. "Ohne die könnte ich es gar nicht aushalten", sagt Lenerz. "Ich schlafe mittlerweile keine Nacht mehr."

Zwei Mal heiratete der Angeklagte noch, doch vor jeder neuen Ehe rief er eine frühere Geliebte an, mit der er zusammen war im Jahr, bevor er Trudel tötete. Im Zeugenstand schildert die Rheinbacherin gestern, wie sie sich von dem Angeklagten zeitweise regelrecht belästigt fühlte.

Schon kurz nach Trudel Ulmens angeblichem Verschwinden zog seine spätere zweite Frau bei ihm ein, sie war seine Schülerin an der Physiotherapeutenschule gewesen, an der er unterrichtete. Wie sie als Zeugin sagt, habe sie sich bereits zu Trudels Lebzeiten heimlich mit dem Angeklagten getroffen. Die Ehe mit dem Angeklagten beschreibt sie als völlig unauffällig.

NDR-Bericht: Journalist löst Mordfall

"Das war mir doch egal, wenn er seine Autofelgen mit der Zahnbürste reinigte." Im Anschluss an ihre Zeugenaussage sorgt sie auf der Richterbank für Unmut, weil sie aus dem Zuschauerraum aus den Mittelfinger zeigt. Wem er gilt, bleibt unklar. Die dritte Ehefrau hingegen zeichnet ein Bild vom Angeklagten, das dem nicht gefallen dürfte.

Die 33-Jährige, die mit dem Angeklagten einen sechsjährigen Sohn hat, schildert, wie sie schon bald und immer häufiger von neuen Affären gehört habe. Er habe immer alles abgestritten, auch als eine Frau einmal völlig hysterisch angerufen habe. 2011 bereits sei für sie die Ehe am Ende gewesen. Und sie beschreibt, wie der ansonsten ruhige Angeklagte einmal tätlich geworden sei, als es um Geld ging.

Sie habe ihm gedroht, wenn er sie noch einmal anfasse, rufe sie die Polizei. Und dann habe sie auch noch entdeckt, dass er das Sparkonto des gemeinsamen Sohnes geplündert habe. Bis zuletzt habe er bestritten, Trudel Ulmen, von deren Existenz und angeblichem Verschwinden ihr erst die Schwiegermutter berichtet habe, getötet zu haben.

Erst nach seiner Festnahme habe er sie aus dem Polizeipräsidium angerufen und die Tat gestanden. Und dann wartet die Zeugin mit einer Überraschung auf: Erkennbar fassungslos schildert sie, was der Angeklagte ihr in Briefen aus der U-Haft geschrieben habe. Von den Briefen, die nicht durch die Postkontrolle der JVA gingen, weiß das Gericht nichts.

Und der Angeklagte muss zugeben, dass er eine ganze Reihe von Briefen aus dem Gefängnis geschmuggelt hat. Die Zeugin hat den Brief, der sie so erbost, mitgebracht. Das Gericht beschlagnahmt und verliest ihn, und es wird klar, was die Zeugin so erbost: Dort beschreibt der Angeklagte nicht nur, dass er mit seinem guten Job im Gefängnis "den Vogel abgeschossen" habe und davon ausgehe, in ein paar Jahren wieder draußen zu sein, um für sie "eine schöne Zukunft zu bauen".

Er schreibt auch, dass er "Bammel" davor habe, "wie Scheiße Staatsanwalt und Richter drauf sind" im Prozess. Und er bittet sie, sich im Gerichtssaal neben den GA-Reporter Kaes zu setzen und ihm zu sagen, "dass ich ihm meine Story verkaufen will". Die Zeugin sagt dazu nur: "Das ist widerlich." Und dann wendet sie sich an ihren Noch-Ehemann: "Ich verbiete dir hiermit jeden weiteren Kontakt. Ich will nie wieder etwas von dir hören."

Dann blickt sie zu Trudel Ulmens Bruder und sagt mit belegter Stimme: "Es tut mir so furchtbar leid." Dem Angeklagten, den sie als einen Mann beschrieb, der nicht erwachsen wurde und nur sieht,was er sehen will, ist keine Regung anzusehen. Wie ungerührt der Angeklagte auch bei der Polizei blieb, beschreiben die Kriminalbeamten, die ihn im April nach der Festnahme vernahmen. Sieben bis acht Stunden lang habe der Angeklagte sich wie "eine Schlange gewunden", als er ihn auf die Widersprüche in seiner Aussage hingewiesen habe, erklärt ein Beamter.

Es habe lange kein Anzeichen dafür gegeben, dass der Mann sich habe mit einem Geständnis erleichtern wollen. Im Gegenteil. Er sei stets dabei geblieben, er habe mit dem Tod seiner Frau nichts zu tun. Am ersten Prozesstag hingegen hatte der Angeklagte versichert, wie froh er sei, dass alles raus sei und dass er früher schon häufiger daran gedacht habe, alles zu sagen.

Was beide Beamte als sehr befremdlich empfanden: Auch als sie ihm gesagt hätten, man habe seine Frau gefunden, sie sei tot, habe er nicht die Fassung verloren. Und keine einzige Frage gestellt. Der Prozess wird am Dienstag mit weiteren Zeugen fortgesetzt.


 

Prozess im Fall Ulmen

Ehemann fälschte nach der Tat Urkunde, um ans Geld der Ehefrau zu kommen

BONN/RHEINBACH.  Wie weit ist Trudel Ulmens damaliger Ehemann bereit zu gehen, wenn es um seinen finanziellen Vorteil geht? Diese Frage stellt sich seit dem vierten Verhandlungstag im Prozess gegen den 57-Jährigen, der seine Ehefrau am 20. März 1996 tötete und diese Tat 16 Jahre lang mit einem weit gesponnenen Lügennetz verschleierte.

Der Angeklagte wird zu Beginn jedes Prozesstages in Handschellen in den Gerichtssaal gebracht. Für die Dauer der Verhandlung werden ihm die Fesseln jedes Mal abgenommen. Foto: Max Malsch

Denn zur Überraschung auch des Bonner Schwurgerichts kommt heraus: Ein Jahr, nachdem der Angeklagte seine Frau getötet hatte, fälschte er ihre Unterschrift, um an das Geld einer auf sie abgeschlossenen Versicherung zu kommen. Für diesen Schachzug benutzte er einen engen Freund, der ihm vertraute und keine Ahnung hatte, dass es die Unterschrift einer Toten war.

Nun sitzt dieser ehemals gute Freund des Paares im Zeugenstand und bemüht sich erkennbar um Sachlichkeit. Den Angeklagten, der ihn intensiv betrachtet, würdigt er keines Blickes. Der Zeuge war nicht nur ein Freund, sondern kümmerte sich als Versicherungskaufmann auch um finanzielle Angelegenheiten des Ehepaares, wie er erklärt.

Ihm und dem Rheinbacher Freundeskreis hatte der Angeklagte seit Trudels angeblichem Verschwinden mit einem anderen Mann weisgemacht: Trudel habe einen Anwalt beauftragt, der für sie die Dinge regle. Über diesen Anwalt sei er auch an Trudels Unterschrift auf dem Änderungsantrag für die Versicherung gekommen.

Und dieser Anwalt habe in Trudels Auftrag auch erklärt, sie wünsche mit niemandem Kontakt. Trudel Ulmens Bruder Thomas Lenerz schüttelt nur fassungslos den Kopf.

Der Bruder, der für die Familie als Nebenkläger am Prozess teilnimmt, hat seine Fassung wiedergefunden. Ruhig und aufmerksam sitzt er wie schon an den ersten beiden Prozesstagen seinem früheren Schwager gegenüber, nachdem er tags zuvor bei seiner Aussage im Zeugenstand weinend zusammengebrochen war. Auch Lenerz und seine Familie haben erlebt, wie der Angeklagte um Geld kämpft.

Denn als der Angeklagte im Oktober 1996 die Scheidung von Trudel Ulmen "wegen böswilligen Verlassens" einreichte, um so schnell wie möglich seine neue Freundin zu heiraten, wurde Trudels Familie aktiv: Sie forderte vom Angeklagten für Trudel deren Anteil am ehelichen Haus, denn Trudel sollte bei ihrer von der Familie immer noch erhofften Rückkehr nicht vor dem Nichts stehen.

Der Angeklagte wehrte sich laut Thomas Lenerz dagegen, zahlen zu müssen. Er bot der Familie an, sich schriftlich dafür zu verbürgen, dass Trudel sofort bei ihrer Rückkehr ihren Anteil von ihm erhalten werde. Dass sie niemals zurückkommen würde, wusste er genau, er selbst hatte sie getötet. Lenerz zufolge dauerte der teure Rechtsstreit um Trudels Anteil bis 2010.

Und auch die dritte Ehefrau des Angeklagten hat erlebt, welche Grenzen er überschreitet, wenn es um Geld geht: Wie sie am Miontag im Zeugenstand berichtete, hatte der Angeklagte heimlich hinter ihrem Rücken das Sparkonto des gemeinsamen Sohnes geplündert, ein Konto, das ihr Vater für seinen Enkel eingerichtet hatte.

Und die 33-Jährige hatte noch etwas geschildert: Der von allen als ruhig beschriebene Angeklagte sei in ihrer Ehe nur ein Mal ausgerastet und gegen sie tätlich geworden: als sie von ihm eine Umschuldung zu ihren Gunsten und zu seinen Ungunsten gefordert habe.

Für Geld war der Angeklagte den Ermittlern zufolge bereits kurz nach der Tötung seiner Frau ein hohes Risiko eingegangen: Er hatte ihren Schmuck verkauft. Und wie wichtig ihm Besitz ist, zeigt am gestrigen Verhandlungstag auch ein Brief, den der Rheinbacher Freund zu seiner Vernehmung mitgebracht hat. Auch diesen Brief schmuggelte der Angeklagte genau wie die Post an seine dritte Frau an der Kontrolle im Gefängnis vorbei.Das Gericht beschlagnahmt auch dieses Schreiben und verliest es.

In dem Brief vom April, kurz nach seiner Verhaftung, bittet der Angeklagte den Freund und alle anderen um Verzeihung "für die Lügen der letzten 16 Jahre". Nun könnten sich die Freunde ja vorstellen, wie es ihm so gehe, und aus der Presse hätten sie ja alle erfahren, "dass ich Trudel aus Notwehr im Affekt getötet habe". Er gehe davon aus, dass Notwehr und Affekt zu keiner langen Strafe führten und er bald in den Offenen Vollzug komme.

Allerdings gehe er auch davon aus, dass sein Haus verkauft werden müsse. Und dann gibt er dem Freund in dem Schreiben genaue Anweisungen, dass er so wichtige Gegenstände wie eine teure Stereoanlage und wertvolle Möbel aus dem Familienerbe sichern soll.

"Als der Brief kam, war ich geschockt", erklärt der Zeuge. Er habe gedacht: Der hat überhaupt nicht begriffen, um was es hier geht. Für ihn sei eine Welt zusammengebrochen, als er erfahren habe, dass der Angeklagte die Tat gestanden habe. Dabei habe er noch am Tag vor dessen Festnahme mit ihm geredet. "Ich habe bis zur letzten Sekunde zu ihm gestanden", sagt der 57-Jährige. Noch nie habe er sich so in einem Menschen getäuscht.

"Und was der 16 Jahre gemacht hat, damit kann ich nicht umgehen. Ich hätte ihm nie zugetraut, dass er die Trudel einfach so verscharrt und dann so tut, als wäre nichts. Da wirst du wahnsinnig drüber." Für alle im Freundeskreis war der Angeklagte "das Kind, das nicht erwachsen wird" und gerne mal eine "Story" erzählt. Er könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass der die Nerven für so ein kaltblütiges Verhalten habe.

Nach Trudels Verschwinden habe man in der Clique oft darüber gesprochen, was passiert sein könnte, sagt der Zeuge. Alle hätten gedacht: Das tut die nicht. Und alle hätten sich Sorgen gemacht, bis der Anruf des Angeklagten gekommen sei: Sie sei mit einem anderen Mann weg. "Er hat uns alle missbraucht", sagt der Zeuge. Mit dem Angeklagten wolle er nichts mehr zu tun haben. Und dessen zweiten Brief aus dem Gefängnis habe er nicht mehr gelesen.

Auch eine andere Zeugin kennt den Angeklagten seit 1984. Sie war im selben Freundeskreis, hatte engen Kontakt zu Trudel, die im März 1996 weinend zu ihr gesagt habe: Nach der Fehlgeburt Anfang 1996 habe ihr Mann sie nicht unterstützt. Er tue das eiskalt ab.

Zuvor habe Trudel ihn mal rausgeschmissen, als sie erfahren habe, dass dessen vermeintlich beendete Affäre mit einer Rheinbacherin nicht beendet war. Die Zeugin ist sicher: Hätte Trudel noch einmal von einer Affäre ihres Mannes gehört, wäre endgültig Schluss gewesen. Und die Zeugin glaubt: Trudel hätte im Fall einer Scheidung auf ihren Anteil bestanden.

Nach Trudels angeblichem Verschwinden sei im Freundeskreis auch der Gedanke aufgekommen, dass sie nicht einfach so gegangen sein könne. Aber dass ihr Mann etwas damit zu tun habe, sei schnell verworfen worden. "Für uns alle stand fest: Das kann der nicht, dazu ist er gar nicht in der Lage." Das sah ein anderer Zeuge damals anders. Der 43-Jährige war zur Tatzeit Mieter im Haus der Eltern des Angeklagten in Mayen.

Und wie er nun im Zeugenstand schildert, habe er sich gewundert, wie schnell der Angeklagte alle Sachen seiner Frau ins Elternhaus geschafft habe. Er habe überhaupt nicht besorgt gewirkt, sagt der Zeuge. Und er habe gedacht: "Der war das selbst."

Thomas Lenerz ist, wie er anschließend erklärt, froh, dass er am Prozess teilnimmt: "Auch wenn es manchmal hart ist, ich muss das für meine Schwester tun." Wie seine Therapeutin gesagt habe: "Es hilft mir, das alles zu verarbeiten." Der Prozess wird am 6. Dezember fortgesetzt.

Artikel vom 28.11.2012

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/themen/fall-trudel-ulmen/Ehemann-faelschte-nach-der-Tat-Urkunde-um-ans-Geld-der-Ehefrau-zu-kommen-article914826.html

 


Fall Trudel Ulmen
Tag fünf im Prozess - Wo ist das Cabriolet abgeblieben?

BONN/RHEINBACH. "Sie haben 16 Jahre lang alle hinters Licht geführt. Aber Sie sollten nicht versuchen, auch noch das Gericht hinters Licht zu führen." Mit einem eindringlichen Appell wendet sich der Vorsitzende des Bonner Schwurgerichts, Josef Janßen, an diesem fünften Verhandlungstag im Prozess um den gewaltsamen Tod von Trudel Ulmen an deren wegen Totschlags angeklagten Ehemann.

Im Zuschauertrakt, in dem auch an diesem Tag wieder viele Bekannte und Freunde der getöteten Trudel Ulmen sitzen, herrscht gebanntes Schweigen, als Janßen immer deutlichere Worte findet, um dem Angeklagten klar zu machen, dass er das Gericht mit seiner Version des angeblichen Tatablaufs nicht überzeugt hat.

"Es gibt nichts, was Trudel Ulmen wieder lebendig macht", sagt der Richter. "Aber wenn es stimmt, dass die leeren Augen Ihrer Frau Sie nicht in Ruhe lassen, dann können Sie wieder was in Ordnung bringen, indem Sie sagen, wie es wirklich war."

Der Angeklagte zeigt keine Regung, als der Richter ihm laut und deutlich vorhält, welches Bild sich nach der Vernehmung zahlreicher Zeugen für das Gericht ergibt: "Ihre Ehe war in Wahrheit am Ende, und Ihre Geschichte, wie Trudel zu Tode kam, stimmt hinten und vorne nicht."

Der Angeklagte schüttelt den Kopf. Er hatte erklärt, seine Ehe mit Trudel sei wieder in Ordnung gewesen, nachdem sie beide eine andere Beziehung gehabt hätten. Am Abend des 20. März 1996 aber sei es zu einem heftigen Streit wegen dieser früheren Affären gekommen. Und, weil Trudel am bevorstehenden Wochenende etwas allein hätte unternehmen wollen.

Und plötzlich sei sie völlig ausgerastet und habe ihn so gewalttätig attackiert, dass er sie mit einem Kissen auf dem Gesicht habe ruhigstellen wollen. Und genau diese Geschichte hält das Gericht, wie der Richter nun erklärt, für nicht nachvollziehbar. Denn, so der Richter: "Die heile Welt, die Sie uns hier weismachen wollen, gab es schon lange nicht mehr."

So habe er dem Gericht nicht berichtet, dass Trudel ihn vorher schon einmal samt Koffer vor die Tür gesetzt und ihm gesagt habe, beim nächsten Fremdgehen sei endgültig Schluss. Und ob nicht genau diese Situation zur Tatzeit eingetreten sei, fragt ihn der Richter. Denn Zeugen zufolge sei er trotz der angeblich intakten Ehe weiter hinter der Frau her gewesen, mit der er im Jahr zuvor eine Beziehung gehabt habe.

"Und als Sie die nicht haben konnten, war die Nächste dran." Denn es sei deutlich geworden, dass er mit seiner späteren zweiten Frau bereits zur Tatzeit eine Beziehung gehabt habe, hält ihm der Richter vor. Als der Angeklagte versichert, das sei nichts Intensives gewesen, sagt der Richter nur: "Hören Sie doch auf, das stimmt doch nicht."

Und noch etwas hält das Gericht für unglaubwürdig: Dass der Angeklagte den Ort im Wald in der Nähe von Asbach, wo er die Leiche vergrub, zufällig wählte und nicht etwa, weil dort der Mann wohnte, der Trudel zuvor aufs Übelste verfolgt, belästigt und auch tätlich angegriffen hatte. Und so fragt ihn das Gericht eindringlich: "Wenn ich in Rheinbach wohne, warum fahre ich dann mit einer Leiche im Kofferraum 45 Minuten lang einmal um ganz Bonn herum in Richtung Asbach, wo ich doch direkt hinter Rheinbach genug Wald habe, um sie zu vergraben?"

Außerdem stelle sich, so das Gericht, die Frage, warum der 57-Jährige im Prozess unaufgefordert erklärt habe, er habe bei der Wahl des Ortes keineswegs an den Stalker gedacht. "Wenn das mit dem Verstecken der Leiche System hatte, könnte man auf die Idee kommen, da hatte anderes vielleicht auch System", sagt Richter Janßen und appelliert noch einmal an den Angeklagten: "Da ist vieles, was Sie klarstellen könnten."

Doch der bleibt bei seiner Geschichte. Dabei wird immer fraglicher, was bei ihm Wahrheit und was Lüge ist. Was geschah zum Beispiel wirklich mit Trudels Cabriolet, nachdem er seine Frau vermisst gemeldet und nach drei Tagen überall verbreitet hatte, sie habe ihn angerufen und erklärt, sie sei mit einem anderen Mann auf und davon?

Hatte er es im Sommer 1996 an einen Mayener Autohändler verkauft, wie er der Familie geschrieben hatte, oder hatte er es Trudels angeblich bester Freundin gegeben, wie er an anderer Stelle gesagt haben soll? Der Mayener Händler hat Trudel Ulmens Bruder, der als Nebenkläger am Prozess teilnimmt, nun schriftlich versichert, er habe das Auto nicht gekauft. Und die angeblich beste Freundin, die der Angeklagte zur Vermisstenanzeige mit zur Polizei genommen hatte, beteuert am Donnerstag im Zeugenstand: Sie habe vom Angeklagten kurz nach Trudels Verschwinden zwar deren Nerzmantel und andere Dinge bekommen, aber kein Auto.

Sie habe Trudels Sachen nur angenommen, weil der Angeklagte gesagt habe, er werfe sie sonst weg. Sie muss am Donnerstag noch einmal in den Zeugenstand, weil ihr Auftritt am zweiten Prozesstag beim Gericht Fragen aufgeworfen hatte. Und, wie Richter Janßen ihr nun vorhält: "Bei keinem anderen Zeugen hat der Angeklagte so angespannt gewirkt wie bei Ihnen."

Hinweis: Der Prozess wird am 13. Dezember um 13 Uhr mit den Plädoyers fortgesetzt.


 

Schmuggel-Briefe aus dem Gefängnis

Note "sehr gut" gleich nach dem Verbrechen

BONN/RHEINBACH.  Als die dritte Ehefrau des Angeklagten am zweiten Verhandlungstag im Zeugenstand plötzlich einen Brief ihres Mannes aus dem Gefängnis aus der Tasche zog, war das Schwurgericht völlig überrascht. Denn das bedeutete: Der 57-Jährige hatte den Brief an der Postkontrolle vorbei aus der U-Haft geschmuggelt.

Die erste Seite eines zweiseitigen Briefes, den der Angeklagte aus dem Gefängnis in Köln-Ossendorf schmuggelte. Foto: Privat

Es war nicht das einzige Schreiben. Wie viele Briefe er insgesamt ohne Wissen des für die Kontrolle zuständigen Schwurgerichts aus dem Gefängnis schaffte, ist unklar. Fest steht nur: Auch einem Rheinbacher Freund schrieb er zwei Briefe. Der zweite liegt nun dem General-Anzeiger vor.

Auch in diesem Brief, den er sechs Wochen nach seiner Verhaftung verfasste, ist von Bedauern und Reue über das, was er Trudel Ulmen und auch deren Familie antat, keine Spur zu finden. Vielmehr beschreibt er darin vor allem sein persönliches Befinden im Gefängnisalltag und beklagt sein Schicksal. Bereits im ersten Brief an diesen ehemals engen Freund hatte er sich über die "Asis" beschwert, mit denen er es zu tun habe.

Nun moniert er: "Totale Langeweile ist angesagt, noch nicht einmal einen Fernseher habe ich, nur ein kleines Radio mit einem Sender drauf." Und auch das Essen sei eintönig. Aber er bringt auch zum Ausdruck, dass er auf baldige Besserung hofft. Denn, so schreibt er: "Die Staatsanwaltschaft Bonn und die Psychologen hier haben mir in Aussicht gestellt, nach dem Urteil im Sommer in den Offenen Vollzug zu gehen."

Und das wäre dann sicher schon ein Vier-Sterne-Hotel "gegenüber dem Klingelpütz". Aber immerhin, so schreibt er weiter, sei er auch schon mal auf einem "Anstaltstinternen Rockkonzert" gewesen, und drei Mal in der Kirche. Und bei einer Veranstaltung des Sozialdienstes Katholischer Männer habe es leckeres Essen gegeben. Auch Tischtennis spiele er inzwischen abends öfter, "was echt Spaß macht, und da bin ich auch schon richtig gut geworden".

Und dann will der Angeklagte wissen: "Wie geht es den von mir so stark geschockten Freunden?" Schließlich gibt er dem Freund die Anweisung: "Halte bitte meinen Autokredit zahlenmäßig auf. Das regeln wir, wenn ich wieder draußen bin." Im Zeugenstand hatte dieser Freund sein Entsetzen über das Verhalten des Angeklagten zum Ausdruck gebracht.

Sowohl über die Tat, die er dem 57-Jährigen niemals zugetraut hätte, und die langen Jahre der Täuschung als auch über die jetzige Haltung des Angeklagten, die durch seine Briefe deutlich würde. Der Zeuge hatte klar gemacht, dass er mit dem Angeklagten nichts mehr zu tun haben wolle. In seinem Brief lässt der Angeklagte den Empfänger aber auch an seinen Freuden hinter Gittern teilhaben und schreibt, dass er gleich eine Freistunden habe und bei "bombenwarmen Wetter" nun eine Stunde auf den Innenhof dürfe.

Dort gebe es auch einen kleinen Ententeich mit zehn kleinen, frisch geborenen Entchen: "Das einzig Schöne und Süße am Knast." Über den ersten Brief, den er vom Angeklagten erhalten hatte, sagte der Freund als Zeuge: Das Schreiben zeige, dass der Angeklagte nichts verstanden habe.

Der nun vorliegende Brief macht noch etwas anderes sehr deutlich: Es ist kaum noch zu sagen, was bei dem Angeklagten Wahrheit und was Lüge ist. Denn während er vor Gericht erklärte, er habe die Briefe mit Hilfe von Mithäftlingen aus dem Gefängnis geschmuggelt, behauptet er in diesem Brief nun, sein Anwalt nehme sie mit raus. Und weiß genau, wie er mitteilt: "Die Briefe, die ich im Moment alle schreibe, sind illegal." Das Schreiben endet mit: "Schluss der Worte. Grüße alle, die mich etwas näher kennen."

Wie sehr der Angeklagte um sich selbst kreist, wurde bereits am ersten Verhandlungstag deutlich, als er sich darüber beklagte, dass er nur zwei Tage nach der Tötung seiner Frau Trudel seine letzte Prüfung als Physiotherapeut ablegen musste - und nicht so gut abgeschnitten habe, wie er eigentlich gekonnt hätte. Nur wenige Minuten zuvor hatte er weinend erklärt, wie ihn Trudels "offene leere Augen" seit 16 Jahren verfolgten.

Doch auch diese Geschichte entlarvte das Gericht als unwahr: Wie Richter Josef Janßen ihm anhand der entsprechenden Unterlagen nachwies, war es gerade diese letzte mündliche Prüfung zwei Tage nach der Tat, bei der der Angeklagte am besten von allen Prüfungen abgeschnitten hatte: mit "sehr gut". Doch auch auf diese Vorhaltung reagierte der Angeklagte nicht.

Und noch etwas kam am Donnerstag heraus: Eine Freundin der getöteten Trudel Ulmen berichtete dem GA, dass ihre Schwester in Kanada vergangene Woche völlig geschockt gewesen sei, als sie an ihrem Computer saß und über den Anbieter Skype die Aufforderung eines gewissen Hawa in Verbindung mit dem Wort Justiz in der Adresse erhalten habe, mit ihm zu plaudern. Hawa ist in Rheinbach der bekannte Kosename des Angeklagten. Die Schwester habe das Angebot von Hawa entsetzt weggedrückt. Wenn es der Angeklagte war, stellt sich auch hier die Frage: Wie erhielt er in der Haft so einfach Zugang zum Internet?

Weitere Informationen zu Trudel Ulmen finden Sie im GA-Spezial.

 

Fall Trudel Ulmen

Staatsanwalt fordert zwölf Jahre Haft

BONN.  Im Prozess um den gewaltsamen Tod der vor 16 Jahren angeblich verschwundenen Trudel Ulmen vor dem Bonner Schwurgericht hat Oberstaatsanwalt Robin Faßbender am Donnerstag zwölf Jahre Haft wegen Totschlags für den angeklagten Ehemann gefordert.

Der Angeklagte mit seinem Anwalt Martin Kretschmer. Das Bild entstand am ersten Prozesstag. Foto: Max Malsch

Faßbender ist nach eigenen Worten sicher: Der 57-Jährige drückte seiner Frau "mit absolutem Vernichtungswillen" das Kissen aufs Gesicht. Strafmilderungsgründe sah Faßbender so gut wie keine. Denn das Geständnis sei nicht viel wert, da es nicht von Reue getragen sei.

Das zeige schon der aus der Haft geschmuggelte Brief, aus dem hervorgehe, dass der Angeklagte die Rechte an seiner Geschichte verkaufen und Kapital aus der Tat schlagen wolle. Faßbender hat erhebliche Zweifel an der Version des Angeklagten, der seine Frau im Rahmen eines Streits getötet haben will.

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Für den Ankläger ist viel naheliegender: "Es war ein heimtückischer Mord an seiner schlafenden Frau." Aber der sei nicht nachweisbar. Strafschärfend nannte er die "perfiden Lügengebilde", mit denen der Angeklagte nach der Tat sein Opfer verunglimpft und Trudels Familie gequält habe.

Wie sehr die Familie unter Trudel Ulmens angeblichem Verschwinden litt, macht die Anwältin der Familie, Gudrun Roth, deutlich. Sie wirft dem Angeklagten vor, durch seine Lügen vor Gericht seiner von ihm getöteten Frau "nicht ihre Ehre und Würde zurück gegeben" zu haben.

Auch sein damaliger Schwager Thomas Lenerz hielt ihm vor, seiner Schwester erneut den Respekt versagt zu haben. Verteidiger Martin Kretschmer versicherte, der Angeklagte bereue seine Tat sehr wohl. Der 57-Jährige sei kein kaltblütiger, sondern ein eher duckmäuserischer Mensch, der sich die Welt immer schönrede. Der Anwalt beantragte eine Strafe von unter zehn Jahren. Das Urteil wird nächsten Dienstag gesprochen.

Artikel vom 13.12.2012

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/themen/fall-trudel-ulmen/Staatsanwalt-fordert-zwoelf-Jahre-Haft-article927035.html


 

Fall Trudel Ulmen

Ankläger beantragt zwölf Jahre Haft - "Mit absolutem Vernichtungswillen"

BONN/RHEINBACH.  Das Interesse der Öffentlichkeit ist an diesem siebten Verhandlungstag im Prozess gegen den Ehemann der vor 16 Jahren getöteten Trudel Ulmen besonders groß: Es ist der Tag der Plädoyers, und der Zuschauerraum im großen Bonner Schwurgerichtssaal ist voll. Alle hören gebannt zu, als Oberstaatsanwalt Robin Faßbender schildert, wie er die Tat des Mannes auf der Anklagebank bewertet. Und für ihn zwölf Jahre Haft wegen Totschlags fordert.

Trudel Ulmen 1991 mit ihrem Patenkind, der Tochter ihres Brudes Thomas Lenerz. Foto: Privat

Der Ankläger stellt klar: Er bezweifle die Geschichte des heute 57-Jährigen, wonach der seine Frau im Streit mit einem Kissen habe ruhig stellen wollen und dabei getötet habe. "Viel Naheliegender ist", so Faßbender, "es war heimtückischer Mord an seiner schlafenden Frau." Aber dafür fehlten nach 16 Jahren die Beweise. Für den Oberstaatsanwalt hat sich ein Bild vom Angeklagten und der Tat ergeben, das gründlich abweicht von dem Bild, das der Angeklagte selbst von sich gezeichnet hat.

So steht für Faßbender fest: Die Ehe des Paares war längst gescheitert, und der Angeklagte hatte zur Tatzeit wieder mal eine andere Frau, die er später auch heiratete. Aber die Fassade sei wie stets aufrecht erhalten worden, denn das sei dem Angeklagten stets das Wichtigste gewesen.

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Der Ankläger ist sicher: Hätte Trudel Ulmen von dieser Affäre erfahren, hätte sie ihn wie angedroht vor die Tür gesetzt. Und Faßbender geht davon aus: Genau das ist vor der Tat passiert, und nicht die Geschichte, die der Angeklagte präsentiert habe. Denn warum hätte es zum Streit über Trudels angeblich geplanten Alleingang am Wochenende kommen sollen, fragt der Ankläger. Der Angeklagte habe doch seine heimliche Beziehung gehabt: "Und was gibt es da Schöneres als ein freies Wochenende?"

Vielmehr, so der Ankläger, sei es wohl so gewesen, dass Trudel von der Affäre erfahren habe und endgültig Schluss habe machen wollen. Das habe er verhindern wollen, um in seinem "geliebten Haus" zu bleiben. Tatsächlich habe er ja bis zu seiner Festnahme in dem Haus gelebt, in dem er seine Frau tötete. Grausam tötete, so Faßbender, denn einen sich wehrenden Menschen mit einem Kissen zu ersticken, dauere mehrere Minuten.

"Er hat ihr mit absolutem Vernichtungswillen das Kissen aufs Gesicht gedrückt", ist der Ankläger sicher. Auch glaube er ihm nicht, so Faßbender, dass er nach der Tat in Panik gewesen sei und ihn die leeren Augen seiner Frau 16 Jahre lang verfolgt hätten. Denn der Angeklagte sei anschließend äußerst planvoll vorgegangen: Er habe die Leiche ausgerechnet dort vergraben, wo der Stalker wohne, der Trudel Jahre zuvor verfolgt hatte. Er habe seine Frau vermisst gemeldet, zwei Tage nach der Tat eine ausgezeichnete Examensprüfung abgelegt, nach drei Tagen der Polizei gemeldet, seine Frau sei mit einem anderen Mann auf und davon. Und er habe gleich anschließend Trudels Schmuck verkauft und später ihre Unterschrift gefälscht, um an ihre Versicherung zu kommen.

Auch die angebliche Erleichterung, dass nun alles raus sei, nehme er ihm nicht ab, so Faßbender. Und von echter Reue könne keine Rede sein angesichts des Briefes, den der Angeklagte aus der Haft geschmuggelt habe und aus dem hervorgehe, dass er die Rechte an seiner Geschichte verkaufen wolle. Aber am Schlimmsten und Perfidesten sei gewesen, wie er Trudels Familie eingeredet habe, er sei das Opfer einer treulosen Frau.

Wie sehr Trudels Familie 16 Jahre lang unter all den Lügen litt, macht deren Anwältin Gudrun Roth deutlich. Er habe Trudel bis zuletzt in den "Dreck gezogen", hält sie dem Angeklagten vor: "Sie hätten Trudel Ulmen nun ihre Würde und Ehre zurückgeben können. aber das haben Sie nicht getan.". Auch Trudels Bruder Thomas Lenerz will noch ein letztes Mal für seine Schwester sprechen. Doch er bricht in Tränen aus, kann nicht mehr reden. Seine Anwältin verliest seine Erklärung (siehe nebenstehenden Kasten).

Verteidiger Martin Kretschmer aber widerspricht dem Ankläger und erklärt: Sein Mandant bereue seine Tat, er sei kein eiskalter Mensch, sondern ein Duckmäuser, der immer heile Welt haben wolle und sich alles schön rede. Das habe er auch nach der Tat getan. Eine Strafe unter zehn Jahren sei angemessen. In seinem letzten Wort wendet sich der Angeklagte an seinen früheren Schwager und erklärt mit erstickter Stimme: "Es tut mir ganz, ganz leid, was ich deiner Familie angetan habe, Thomas." Das Urteil wird nächsten Dienstag gesprochen.

Im Wortlaut: Thomas Lenerz als Nebenkläger
"Als wir am 18. Mai auf dem Friedhof in Mayen die Urne beisetzten, da habe ich meiner Schwester am Grab versprochen, dass ihr Gerechtigkeit widerfahren wird - vor Gott und vor Gericht. Deshalb habe ich an jedem Verhandlungstag hier gesessen: weil ich nicht wollte, dass hier, vor wildfremden Menschen, sieben Tage lang über meine Schwester gesprochen wird, ohne dass ein Mitglied der Familie ihr beisteht. Ich bin sehr dankbar dafür, mit welch großem Engagement dieses Gericht sich immer wieder nach Kräften bemüht hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen - wohl wissend, wie schwer das nach 16 Jahren ist. Deshalb werde ich voller Vertrauen in dieses Gericht jedes hier gesprochene Urteil auch innerlich akzeptieren.

Du hast mir nicht nur meine geliebte Schwester und Patentante meiner Tochter genommen. Du hast durch dein schlechtes Reden und deine zahllosen Lügen dafür gesorgt, dass wir unsere Trudel 16 Jahre lang nicht in allerbester Erinnerung behalten durften. Jetzt, bei diesem Prozess, wäre es Zeit gewesen, endlich damit aufzuhören.

Aber du hast ihr stattdessen erneut den Respekt versagt."


12 Jahre Haft wegen Totschlags gefordert
 
Erstellt 13.12.2012
 
 
Symbolbild  Foto: iStock
„Die Gerechtigkeit“, so eröffnete gestern Oberstaatsanwalt Robin Faßbender sein Plädoyer im Prozess um den Tod der Rheinbacherin, „holt irgendwann auch den Ehemann von Trudel Ulmen ein.“  Von Ulrike Schödel
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Rheinbach/Bonn. 

„Die Gerechtigkeit“, so eröffnete gestern Oberstaatsanwalt Robin Faßbender sein Plädoyer im Prozess um den Tod der Rheinbacherin, „holt irgendwann auch den Ehemann von Trudel Ulmen ein.“ 16 Jahre lang sei es dem heute 57-jährigen Physiotherapeuten gelungen, das Verbrechen an seiner Ehefrau zu vertuschen. Bis er am 17. April 2012 in der Falle saß und gestand, dass er die 41-jährige Arzthelferin nach einem Streit mit einem Kissen erstickt und ihre Leiche anschließend in ein Waldstück bei Bad Honnef abgelegt habe. Die sterblichen Überreste waren zwar vier Monate später gefunden worden, aber sie konnten der als vermisst geltenden Trudel Ulmen nicht zugeordnet werden. Mit großer „Raffinesse“ sei es dem Angeklagten gelungen, ein „Lügengebilde“ zu entwerfen und gezielt Gerüchte zu streuen: Seine Frau habe ihn verlassen und sei mit einem reichen Geschäftsmann im Ausland abgetaucht.

„Was am Abend des 20. März 1996 im Haus der Eheleute wirklich passiert ist, das konnten wir nicht herausfinden.“ Der Oberstaatsanwalt ist dennoch nach wie vor überzeugt, dass das Opfer im Schlaf erstickt wurde. Sie sei, so seine Hypothese, dahinter gekommen, dass ihr Mann erneut eine Geliebte hatte. „Der Angeklagte stand kurz davor, aus dem Haus geworfen zu werden.“ Das habe er mit allen Mitteln verhindern müssen. Zweifel auch an der Tat: Um die Frau zu töten, „hätte es verdammt lange gedauert: Viele lange Minuten lang.“ Das müsse ein furchtbarer Todeskampf gewesen sein, bis er „die leeren Augen von Trudel gesehen hat, die ihn angeblich all die Jahre verfolgt“ hätten.

Fassbender nannte einen solchen Satz „Lippenbekenntnis“. Auch das Nachtatverhalten zeuge keinesfalls von Panik, sondern von äußerster Kaltblütigkeit. Nachdem er die Leiche in den Wald gefahren habe, habe er einfach normal weiter gelebt. „Zehn Tage später bereits verkauft er ihren Schmuck, verschenkt ihre Kleider, ein Jahr später heiratet er wieder.“ In dem Haus hat er bis zur Verhaftung weitergelebt, zuletzt mit seiner dritten Ehefrau. Faßbender forderte am Ende zwölf Jahre Haft wegen Totschlags, „auch wenn die Mordmerkmale verdammt nahe liegen.“ Aber das sei nicht nachweisbar.

Wie lebt man nach so einer Tat weiter? Verteidiger Martin Kretschmer konterte klug. Es sei eine Überlebensstrategie des Angeklagten, sich eine Fassade zu verschaffen und andere in ein Lügensystem zu verstricken, das zur Realität wird. „Entweder man zerbricht oder fängt an, eine Rolle zu spielen.“ Das Verhalten des Angeklagten sei keinesfalls kaltblütig, sondern zutiefst in seiner Persönlichkeit verankert. Das Unangenehme habe er immer schon in Schubladen verschlossen. „Nur die Schublade Trudel Ulmen ließ sich nicht endgültig schließen.“ Das Geständnis, so Kretschmer, habe einen höheren Wert, als es der Staatsanwalt sehe. Auch wenn es nicht völlig aufkläre, was damals passiert sei. „Hätte der Angeklagte von Anfang an geschwiegen, dann hätte es diesen Prozess nicht gegeben“, ist der Verteidiger überzeugt, der schließlich eine Haftstrafe unter zehn Jahren forderte.

„Am Grab meiner Schwester habe ich versprochen, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt – vor Gott und den Menschen.“ Thomas Lenerz, der Bruder der Toten, musste gestern seine Schlussrede als Nebenkläger abbrechen. Das Herz schien ihm zu brechen. Er habe seiner Schwester wenigstens hier beistehen wollen. Die Aufrichtigkeit, Präsenz und Fairness des Bruders, der jeden Tag dabei war, hat dem Prozess viel Würde gegeben: Als einziger hatte er auch Freundliches über den Angeklagten gesagt.

Dennoch ist die Familie enttäuscht, so die Nebenklagevertreterin Gudrun Roth. Sie hatte gehofft, die ganze Wahrheit über den Tod von Trudel Ulmen zu erfahren. Auch, dass der Angeklagte den Prozess nutzen würde, „seiner ersten Ehefrau die Ehre und Würde zurückzugeben“. Aber, so Thomas Lenerz: „Du hast durch deine zahllosen Lügen dafür gesorgt, dass wir Trudel nicht nur in bester Erinnerung behalten durften. Du hast uns den Respekt versagt.“

In seinem letzten Wort sprach der Angeklagte den Bruder direkt an: „Es tut mir aufrichtig leid, was ich euch angetan habe. Thomas, glaube mir.“

Das Urteil soll am Dienstag gesprochen werden.

http://www.rundschau-online.de/bonn/prozess-12-jahre-haft-wegen-totschlags-gefordert,15185502,21113368.html


18.12.2012 - 11:50 Uhr

 
 

URTEIL NACH 16 JAHREN
Trudel Ulmen: Ehemann muss elf Jahre in den Knast!

 
 
 
Wurde erstickt: Arzthelferin Trudel Ulmen (41)
Wurde erstickt: Arzthelferin Trudel Ulmen (41)
BONN –  

16 Jahre ist es her, dass er seine Frau mit einem Kissen erstickte - nun ist das Urteil gefallen: Der Ehemann von Trudel Ulmen († 41) muss für elf Jahre in Haft!

Das Gericht verurteilte den 57-Jährigen am Dienstagvormittag wegen Totschlags. Mord war ihm nach all den Jahren nicht mehr nachzuweisen, „das wäre Spekulation“, meinte der Richter.

 
 
Der Angeklagte hat am ersten Prozesstag die Tat gestanden.
Der Angeklagte hat am ersten Prozesstag die Tat gestanden.
Foto: dapd

Immer wieder betonte der Vorsitzende, dass H. die Tat über Jahre vertuscht und seinem Umfeld etwas vorgespielt hatte. Er nannte den Täter „uneingeschränkt verantwortlich“ für das, was er 1996 und in den Jahren danach tat.

H. kann gegen das Urteil Revision einlegen. Er hatte die scheußliche Tat bereits am ersten Prozesstag gestanden.

 

 

 

 

http://www.express.de/bonn/urteil-nach-16-jahren-trudel-ulmen--ehemann-muss-elf-jahre-in-den-knast-,2860,21139492.html


 

Urteil im Ulmen Prozess

Sühne nach 16 Jahren

BONN.  Das Bonner Schwurgericht spricht Trudel Ulmens früheren Ehemann des Totschlags schuldig und verhängt elf Jahre Haft. Für das Gericht steht fest: Der Angeklagte tötete seine Frau am 20. März 1996 im gemeinsamen Haus in Rheinbach, indem er sie mit einem Kissen erstickte.

Trudel Ulmen. Foto: Privat

"Der Angeklagte ist des Totschlags schuldig. Er wird zu elf Jahren Freiheitsentzug verurteilt", verkündet Schwurgerichtsvorsitzender Josef Janßen das Urteil für den Mann, der 16 Jahre lang alle in die Irre führte, um die Tötung seiner Frau Trudel Ulmen zu vertuschen.

Der Bonner Schwurgerichtssaal ist voller als an jedem anderen Verhandlungstag vorher im Prozess gegen den 57-jährigen Masseur und Physiotherapeuten aus Rheinbach, den so viele Menschen kennen. Oder zu kennen glaubten. Der Angeklagte zeigt keine Regung. Was in ihm vorgeht, ist ihm nicht anzusehen.

 

Für das Gericht steht fest: Der Angeklagte tötete seine Frau am 20. März 1996 im gemeinsamen Haus in Rheinbach, indem er sie mit einem Kissen erstickte. "Was aber passierte an jenem Abend?" fragt der Richter zu Beginn der Urteilsbegründung. Und antwortet: "Um ehrlich zu sein: Wir wissen es nicht."

Und das, so der Richter, liege nicht daran, dass die Spurenlage nach 16 Jahren dafür keine Hinweise gebe. Die habe es auch schon vier Monate nach der Tat, als eine unbekannte Frauenleiche im Wald bei Asbach gefunden und erst in diesem April als die tote Trudel Ulmen identifiziert wurde, nicht mehr gegeben.

"Allein der Angeklagte hätte Licht ins Dunkel bringen können", so der Richter, "aber er tat es nicht." Denn die Geschichte, die der Angeklagte dem Gericht als angeblichen Tathergang geschildert habe, sei völlig unglaubwürdig.

Wovon dass Gericht allerdings ausgehe, sei: Es habe einen Streit zwischen den Eheleuten gegeben. Aber bei dem sei es nicht darum gegangen, dass der Angeklagte aus Angst vor möglichem Fremdgehen seiner Frau deren Alleingang am Wochenende nicht gewollt habe. Denn der einzige, der zu der Zeit eine andere Beziehung gehabt habe, sei der Angeklagte gewesen. Sogar als Trudel Ulmen Ende 1995 schwanger gewesen sei und Anfang 1996 ihr Kind verloren habe, habe er mit seiner späteren zweiten Frau seine "Schäferstündchen" gehabt.

Schon lange nämlich, so der Richter, sei die nach außen perfekte Ehe der beiden nicht mehr in Ordnung gewesen. Und Trudel Ulmen habe ihrem Mann nicht mehr getraut. Zu Recht, wie sich herausgestellt habe. Und da sie ihm zuvor schon einmal die Koffer vor die Tür gestellt und gedroht habe, beim nächsten Mal sei endgültig Schluss, sei es viel wahrscheinlicher, dass genau das passiert sei. Ein denkbares Szenario sei für die Kammer: Trudel Ulmen kam hinter diese neue Beziehung und verkündete dem Angeklagten das Ende der Ehe.

Denn, so der Richter: Sie habe am nächsten Tag einen dringenden Termin gehabt, für den sie sogar erstmals ihren Dienst in der Klinik getauscht habe. "Vielleicht beim Anwalt", sagt der Richter. Außerdem habe sie in den Tagen zuvor dringend mit Vertrauten reden wollen, die jedoch alle keine Zeit hatten. "Hätten sie die Zeit gehabt, wüssten wir vielleicht heute mehr", so Richter Janßen.

Schließlich sei der Streit eskaliert, und der Angeklagte habe sie mit dem Kissen erstickt. Dafür, dass es Mord gewesen sein könnte, indem er sie im Schlaf erstickte, gebe es keine Hinweise, so der Richter, der noch etwas klarstellt: Auch wenn die Tötung eines Intimpartners ständig die Schwurgerichte beschäftige, könne man hier nicht von einem "stinknormalen Fall sprechen", wie das ein Kriminologe getan habe. "An diesem Fall war nichts stinknormal", so Janßen, "und schon gar nicht für Trudel Ulmen, eine fröhliche, freundliche und lebensfrohe Frau. Sie führte einen verzweifelten Kampf ums Überleben." Der Richter fügt hinzu: "Und der dauerte für sie eine Ewigkeit."

Fünf Minuten muss der Angeklagte ihr das Kissen aufs Gesicht gedrückt haben, stellten Rechtsmediziner fest. Der Angeklagte wollte seine Frau töten, das steht für den Richter fest: "Wer einem Menschen so lange ein Kissen aufs Gesicht drückt, der hat nur ein Ziel: Er will, dass sein Opfer stirbt."

Man könne nur hoffen, dass Trudel Ulmen schnell das Bewusstsein verloren habe. Und "stinknormal" sei der Fall erst recht nicht für Trudels Familie, die auch noch damit fertig werden müsse, dass der Täter ihnen so nahestand. Thomas Lenerz, Bruder des Opfers, hatte im Zeugenstand erklärt, wie ihn die Bilder seiner um ihr Leben kämpfenden Schwester verfolgen.

Was der Angeklagte der Familie anschließend mit seinen Lügengebilden antat, bezeichnet der Richter als geradezu infam. Und unnötig, um die Tat zu vertuschen. Dass er 16 Jahre lang Trudels tote Augen gesehen haben will, nimmt ihm das Gericht nicht ab. "Er hat in dem Haus, in dem er seine Frau tötete, 16 Jahre lang mit seinen anderen Frauen gelebt", so der Richter.

Außerdem sei er zur Vertuschung der Tat sehr planvoll vorgegangen. Und die Kammer sei sicher, dass er die Leiche ganz bewusst an einer Stelle im Wald vergraben hatte, in dessen Nähe der Stalker wohnte, der Trudel zuvor verfolgt habe.

Außerdem sei der Angeklagte bei der Vertuschung viel weiter als nötig gegangen, führt Richter Janßen weiter aus. So habe er die Angehörigen nicht nur vor zu vielen Fragen gewarnt, weil sonst Trudels angeblich unsolider Lebenswandel im gemeinsamen Heimtort Mayen bekannt würde.

Er habe ihnen auch weisgemacht, Trudel habe zwar mit ihm noch Kontakt über ihren Anwalt, wolle aber mit der Familie nichts mehr zu tun haben. Besonders infam nennt der Richter die Karte, die der Angeklagte nach dem Tod von Trudels Vater schrieb, auf der er sich noch einmal als das Opfer von Trudels Untreue darstellte.

"Wie ist er für die Tat zu bestrafen?", fragt der Richter. Und stellt klar: Es gehe nicht um Vergeltung, sondern um Sühne. Und nichts könne Trudel Ulmen wieder lebendig machen. Beim Strafmaß seien Geständnis und Unbestraftheit des Angeklagten zu berücksichtigen, und auch, dass er eine Spontantat beging. Aber, so der Richter: Gegen ihn spreche, was er der Familie angetan habe - und sein direkter Tötungsvorsatz: "Und wie er Trudel Ulmen tötete, war für sie fürchterlich."

Weitere Informationen zu Trudel Ulmen finden Sie im GA-Spezial.


 

Fall Trudel Ulmen

Reaktionen - "Endlich Gerechtigkeit für meine Schwester"

BONN.  Trudel Ulmens Bruder ist froh, dass es überstanden ist. Die Staatsanwalt nennt das Urteil "gerecht". Verteidiger und Angeklagter wollen es hingegen prüfen.

Thomas Lenerz trat im Prozess als Nebenkläger auf. Foto: WDR

Die Erschöpfung ist ihm anzusehen. Seit dem 19. November hat Thomas Lenerz an jedem der sieben Prozesstage seinem früheren Schwager gegenüber gesessen - im Namen der Familie. Aber vor allem für seine Schwester Trudel, deren Schicksal 16 Jahre lang ungeklärt war. Nun ist das Urteil gesprochen über den Mann, den er einst so schätzte und dem er vertraute, und Thomas Lenerz ist, wie er sagt, froh, dass es überstanden ist. "Und dankbar, dass meiner Schwester endlich Gerechtigkeit widerfahren ist."

Lenerz hatte bereits am Tag der Plädoyers erklärt, er nehme jedes Urteil des Gerichts auch "innerlich an". Vor allem die letzten Tage, so gibt der Bruder des Opfers zu, seien sehr belastend gewesen. Und dennoch beantwortet er geduldig alle Fragen der Pressevertreter und erklärt dazu: "Ich bin doch auch den Journalisten dankbar, denn ohne den Druck der Veröffentlichungen hätte die Polizei vielleicht auch jetzt immer noch nichts unternommen."

Genau vor einem Jahr, so schildert Lenerz, sei plötzlich bei ihm die Hoffnung aufgekeimt, doch noch über das Schicksal seiner Schwester Gewissheit zu bekommen. Er habe sich an diesen Strohhalm geklammert, den ihm GA-Reporter Wolfgang Kaes mit seinem hartnäckigen Interesse am Schicksal von Trudel Ulmen in die Hand gegeben habe.

Nun, ein Jahr später, ist der Täter tatsächlich verurteilt. Und Thomas Lenerz ist dem Gericht, wie er sagt, dankbar, dass es alles getan hat, um die Wahrheit zu erfahren. Es hat sie nicht erfahren, weil der Angeklagte es nicht wollte. Was der frühere Schwager mit seinen Lügen der Familie Lenerz und vor allem Trudels Mutter angetan habe, "das kann man ihm nicht verzeihen".

Der Mann aus Mayen hat als Nebenkläger eine Haltung an den Tag gelegt, die alle, die ihn erlebten, nur bewundern konnten. Mit Anstand, Würde und Fairness hat er seine Schwester in diesem Prozess vertreten, er fand sogar noch gute und lobende Worte über den Angeklagten und beschrieb ihn als einen Schwager, der vor der Tat zu ihm, Trudels kleinem Bruder, stets sehr nett war.

Nun, nach diesem einen Jahr, in dem er und seine Familie im Ausnahmezustand lebten, hofft Thomas Lenerz nur eines: Dass sie alle mit der Zeit Frieden finden. Allerdings wisse er genau, dass das noch eine ganze Weile dauern wird.

Auch Oberstaatsanwalt Robin Faßbender ist mit dem Urteil "zufrieden", wie er auf Anfrage des General-Anzeigers erklärt. "Wenn man", so der Ankläger, "dieses Wort in einem solchen Fall überhaupt benutzen kann." Faßbender hatte in seinem Plädoyer zwölf Jahre Haft für den Angeklagten beantragt. Doch auch die nun vom Schwurgericht verhängten elf Jahre Haft seien, so Faßbender, "der Tat angemessen und werden dem Angeklagten gerecht".

Ob der Angeklagte das Urteil auch akzeptiert, weiß sein Verteidiger Martin Kretschmer noch nicht. Den Briefen zufolge, die der Angeklagte vor dem Prozess aus dem Gefängnis schmuggelte, rechnete er damals mit Haft unter fünf Jahren und Offenem Vollzug. "Wir wollen nun prüfen, ob wir das Urteil annehmen oder Revision einlegen", sagte Kretschmer.


 

FALL TRUDEL ULMEN

Verurteilter Ehemann legt Revision ein

Bonner Landgericht
© RBRS

Der Fall der getöteten Trudel Ulmen aus Rheinbach geht möglicherweise in eine nächste Runde. Wie der General Anzeiger schreibt, hat der verurteilte Ehemann Revision gegen das Urteil des Bonner Schwurgericht eingereicht.

16 Jahren nach der Tat hatte das Bonner Gericht den Ehemann wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt. Dagegen hat er Revision eingelegt - allerdings erst einmal vorsorglich, sagte sein Verteidiger dem General Anzeiger. Ob der 57-jährige die Revision vor dem Bundesgerichtshof tatsächlich durchziehe sei von dem schriftlichen Urteil abhängig - dieses liege noch nicht vor und müsse erst geprüft werden. Die Revision jetzt sei eingereicht worden, um entsprechende Fristen einzuhalten.

Neben dem Verurteilten hat auch Trudel Ulmens Brunder Revision eingelegt. Dabei geht es um einen Schmerzensgeldanspruch. Sein ehemaliger Schwager habe diesen zwar im Prozess anerkannt - das Gericht habe darüber aber nicht in seinem Urteil entschieden.

 

http://www.radiobonn.de/bonn/rb/836825/news/bonn_rhein-sieg


Letzte Aktualisierung: 29.12.2012 09:52:32

Wer über den Fall mitdiskutieren möchte, kann das hier tun:

http://mysterien.forumprofi.de/kriminalfaelle-f4/trudel-ulmen-traurige-gewissheit-nach-16-jahren-t243.html#p2497

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